Entwicklung des Lehrers im Gesamtwerk
Die Figur des Lehrers durchläuft im Verlauf des Stücks "Der Besuch der alten Dame" eine bedeutsame Entwicklung, die exemplarisch für den moralischen Kampf der gesamten Stadtgemeinschaft steht.
Zu Beginn des Werkes tritt der Lehrer als aufmerksamer Beobachter auf. Er ist der Erste, der die potenzielle Gefahr erkennt, die von Claire Zachanassians Besuch ausgeht. Seine anfängliche Skepsis und Besorgnis zeigen seine Rolle als moralisches Gewissen der Stadt.
Quote: "Ich fürchte mich vor dieser Frau." (Der Lehrer bei Claires Ankunft)
Im Verlauf der Handlung wird der Lehrer zunehmend zum aktiven Mahner. Er versucht, seine Mitbürger vor den Konsequenzen ihres Handelns zu warnen und appelliert an ihr moralisches Gewissen. Seine Bemühungen spiegeln den inneren Konflikt wider, den die Güllener zwischen Moral und materieller Versuchung austragen.
Highlight: Die Entwicklung des Lehrers von einem passiven Beobachter zu einem aktiven Mahner symbolisiert den Kampf zwischen Gewissen und Verführung.
In der analysierten Textstelle erreicht die Entwicklung des Lehrers ihren Höhepunkt. Seine Rede ist ein letzter verzweifelter Versuch, die Wahrheit ans Licht zu bringen und seine Mitbürger zur Besinnung zu rufen. Die Intensität seiner Worte und die Dringlichkeit seines Appells zeigen, wie sehr er unter dem moralischen Verfall der Gemeinschaft leidet.
Example: Der Lehrer könnte in seiner Rede Vergleiche zur Geschichte ziehen, um die Güllener an vergangene moralische Katastrophen zu erinnern.
Gegen Ende des Stücks muss der Lehrer jedoch erkennen, dass sein Kampf vergeblich war. Er verfällt dem Alkohol, was seinen inneren Zusammenbruch und die Kapitulation vor der übermächtigen Verführung des Geldes symbolisiert.
Diese Entwicklung des Lehrers von einem wachsamen Mahner zu einer gebrochenen Figur unterstreicht Dürrenmatts Kritik an der Käuflichkeit moralischer Werte und der Schwäche des menschlichen Gewissens angesichts materieller Verlockungen.