Charakterisierung Hanna Schmitz
Hanna Schmitz, geboren am 21.10.1922 in Hermannstadt, ist bei ihrer ersten Begegnung mit Michael 36 Jahre alt. Ihr äußeres Erscheinungsbild wird mit aschblondem Haar, blassblauen Augen und einem kräftigen Kinn beschrieben. Die zentrale Besonderheit in Hannas Leben ist ihr Analphabetismus, den sie lange geheim hält.
In der Beziehung zwischen Hanna und Michael zeigt sie sich dominant und manchmal sogar brutal – sie schlägt Michael mit einem Gürtel und wirft ihn aus ihrem Bett. Gleichzeitig ist sie ordentlich, hilfsbereit und verschlossen, besonders wenn es um ihre Vergangenheit geht. Diese Abwehrhaltung hat mit ihrer belastenden Geschichte zu tun: Mit 21 Jahren ging Hanna freiwillig zur SS und arbeitete als KZ-Aufseherin.
Im Gefängnis entwickelt sich Hanna weiter. Sie bringt sich selbst das Lesen und Schreiben bei, was große Willenskraft zeigt. Zu anderen Gefangenen bleibt sie freundlich, aber distanziert. Ihre komplexe Persönlichkeit wird noch deutlicher durch die Aussage, dass im KZ die schwächsten und kränksten Mädchen ihre "Lieblinge" waren – ein verstörender Kontrast zu ihrer sonstigen Brutalität.
Interessanter Fakt: Hannas Anklagepunkte im Prozess beziehen sich auf ihre Tätigkeit als KZ-Aufseherin, doch ihre Entscheidungen werden teilweise von ihrem Analphabetismus beeinflusst – eine Tatsache, die sie aus Scham lieber verschweigt, als ihre Strafe zu mildern.