Hannas Charakter und die Beziehung zu Michael
Hanna Schmitz ist eine widersprüchliche Figur mit verschiedenen Facetten. Einerseits zeigt sie sich hilfsbereit und fürsorglich, andererseits kann sie distanziert, erkaltet und sogar gewalttätig sein. In der Beziehung zwischen Hanna und Michael übernimmt sie klar die dominierende Rolle – sie bestimmt den Ablauf ihrer Treffen und gibt Michael klare Anweisungen.
Die Beziehung folgt einem festen Ritual: Michael liest Hanna vor, dann duschen sie gemeinsam, lieben sich und liegen beieinander. Besonders interessant ist Hannas Liebe zum Vorlesen – sie hört aufmerksam zu, reagiert emotional und genießt besonders die eingestreuten Gedichte. Sie gibt Michael verschiedene Spitznamen – zunächst "Jungchen", später auch "Frosch", "Welpe" oder "Rose".
Hannas größtes Geheimnis ist ihr Analphabetismus, den sie unter allen Umständen verbergen will. Diese Schwäche prägt ihr gesamtes Verhalten und führt zu extremen Reaktionen, wenn sie befürchtet, entdeckt zu werden. Als dieser Moment droht, verschwindet sie plötzlich aus Michaels Leben, ohne sich zu verabschieden.
Wichtig für Interpretationen: Hannas Analphabetismus kann als Metapher für die Bildungslücken und mangelnde Reflexionsfähigkeit einer ganzen Generation verstanden werden, die blind Befehlen folgte.