Mias Verlust und Widerstand
Mia leidet unter dem Selbstmord ihres Bruders Moritz, der sich im Gefängnis erhängte, nachdem er fälschlicherweise der Vergewaltigung und des Mordes beschuldigt wurde. Obwohl das System, vertreten durch Kramer, von seiner eigenen Überlegenheit überzeugt ist, beharrt Mia weiterhin auf der Unschuld ihres Bruders.
In einer Rückblende sehen wir, wie Mia Moritz im Gefängnis besucht. Sie unterhalten sich "durch Plexiglas" über die "ideale Geliebte". Am Ende dieses Besuchs gibt sie ihm eine Angelschnur – das Werkzeug, mit dem er später Suizid begeht. Diese wichtige Textstelle in Corpus Delicti zeigt Mias Mitschuld am Tod ihres Bruders.
Mia vernachlässigt nach Moritz' Tod ihre Pflichten innerhalb des Systems. Sie verlässt vier Wochen lang nicht das Haus und gibt ihre geforderten Gesundheitsdaten nicht ab. Dies führt zu Untersuchungen durch einen Arzt und einem Gespräch mit Sophie, die bei Moritz' Prozess beteiligt war und Mia Hilfe anbietet, die diese jedoch ablehnt.
Merke: Die Corpus Delicti Kapitelüberschriften wie "Keine verstiegenen Ideologien", "Durch Plexiglas" und "Eine besondere Begabung zum Schmerz" haben symbolische Bedeutung und spiegeln Mias inneren Zustand sowie die Themen des Romans wider.
In "Fell und Hörner, erster Teil" wird durch einen Rückblick Moritz' rebellische Haltung gegenüber der staatlich kontrollierten Partnersuche deutlich. Als Mia beim Rauchen erwischt wird – ein Verstoß gegen ihre Vereinbarung mit Sophie – wird sie zu 20 Tagessätzen verurteilt. Rosentreter wird zu ihrem Pflichtverteidiger ernannt, was den Beginn ihrer eigenen Konfrontation mit dem System markiert.