Vergleich von klassischem und modernem Drama
Das klassische und das moderne Drama unterscheiden sich in vielen Aspekten grundlegend voneinander. Am Beispiel von Schillers "Kabale und Liebe" als klassisches Drama Beispiel und Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" als modernes Drama Beispiel lassen sich die Unterschiede gut veranschaulichen.
Der äußere Aufbau des klassischen Dramas folgt meist der Fünf-Akt-Struktur. "Kabale und Liebe" ist dementsprechend in 5 Akte gegliedert. Ein modernes Drama wie "Der gute Mensch von Sezuan" bricht mit dieser Konvention und besteht stattdessen aus 10 Szenen, einem Vorspiel, einem Epilog und 7 Zwischenspielen.
Definition: Die Fünf-Akt-Struktur ist ein typisches Klassisches Drama Merkmal. Sie gliedert das Stück in Exposition, steigende Handlung, Höhepunkt, fallende Handlung und Katastrophe.
Die Handlungsführung im klassischen Drama folgt dem Prinzip der durchgängigen Kausalität. Die Intrige führt linear zum Höhepunkt der Spannung, was dem pyramidalen Aufbau nach Freytag entspricht. Im modernen Drama von Brecht herrscht dagegen ein dialektisches Prinzip vor, das Widersprüche in Aufbau und Figurengestaltung betont.
Highlight: Ein wichtiges Klassisches Drama Merkmal ist der pyramidale Aufbau, bei dem die Spannung kontinuierlich bis zum Höhepunkt ansteigt und dann wieder abfällt.
Der Beginn und Schluss der Stücke unterscheiden sich ebenfalls deutlich. Das klassische Drama hat einen klaren expositorischen Charakter mit unmittelbarem Einstieg ins Geschehen. Am Ende steht eine Auflösung, die keine Fragen offen lässt. Im modernen Drama wird das Publikum oft direkt angesprochen, wodurch die Illusion gebrochen wird. Das Ende bleibt häufig offen und fordert den Zuschauer zur eigenen Reflexion auf.
Example: In "Der gute Mensch von Sezuan" spricht eine Figur zu Beginn direkt das Publikum an und tritt aus ihrer Rolle heraus. Dies ist ein typisches Beispiel für Brechts Verfremdungseffekt.
Bezüglich Ort und Zeit hält sich das klassische Drama an die Einheit von Zeit, Ort und Handlung. "Kabale und Liebe" spielt an wenigen Schauplätzen über wenige Tage hinweg. Das moderne Drama löst diese Einheit auf. "Der gute Mensch von Sezuan" erstreckt sich über mehrere Monate und verschiedene Orte.
Die Figurenkonstellation im klassischen Drama folgt oft der Ständeklausel. In "Kabale und Liebe" gehören die Hauptfiguren dem Adel und dem Bürgertum an. Das moderne Drama zeigt dagegen einen Querschnitt der Gesellschaft, oft mit Fokus auf die unteren Schichten.
Vocabulary: Die Ständeklausel ist ein Klassisches Drama Merkmal, das besagt, dass Tragödien nur adlige Figuren, Komödien nur bürgerliche Figuren darstellen dürfen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Brechts episches Theater, zu dem "Der gute Mensch von Sezuan" gehört, auf Erkenntnis durch Distanz abzielt. Im Gegensatz dazu steht das Einfühlungsverfahren des aristotelischen Theaters, das auf Katharsis durch Mitleid und Furcht setzt. Beide Formen können jedoch der Gesellschaftskritik dienen, sei es durch Konfrontation auf Distanz oder durch Identifikation.
Quote: Brecht sagte über sein episches Theater: "Wir brauchen ein Theater, das nicht nur Empfindungen, Einblicke und Impulse ermöglicht, die das jeweilige historische Feld der menschlichen Beziehungen erlaubt, auf dem die Handlungen jeweils stattfinden, sondern das Ideen und Gefühle verwendet und erzeugt, die eine Veränderung des Feldes selbst mitspielen."