Seite 1: Der Lindenbaum - Analyse und Kontext
Wilhelm Müllers Gedicht "Der Lindenbaum" ist ein bedeutendes Werk der romantischen Epoche. Es besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen und folgt einem regelmäßigen Reimschema. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung eines Lindenbaums am Brunnen vor dem Stadttor, der für das lyrische Ich eine besondere Bedeutung hat.
In den ersten beiden Strophen wird die enge Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und dem Baum deutlich. Der Lindenbaum dient als Ort der Träume und Erinnerungen.
Quote: "Ich träumt' in seinem Schatten / So manchen süßen Traum."
Diese Zeilen verdeutlichen die positive Assoziation mit dem Baum und die verträumte Stimmung, die typisch für die Romantik ist.
Die dritte und vierte Strophe beschreiben eine nächtliche Wanderung des lyrischen Ichs am Baum vorbei. Hier wird die Personifikation des Baumes besonders deutlich:
Quote: "Und seine Zweige rauschten, / Als riefen sie mir zu: / Komm her zu mir, Geselle, / Hier find'st du deine Ruh'!"
Diese Verse zeigen, wie der Baum als Freund und Zufluchtsort wahrgenommen wird, was ein typisches Motiv der romantischen Naturdarstellung ist.
Highlight: Die Personifikation des Baumes verstärkt die emotionale Bindung des lyrischen Ichs und unterstreicht die Bedeutung der Natur in der Romantik.
In den letzten beiden Strophen wird die Trennung vom Lindenbaum und die anhaltende Sehnsucht des lyrischen Ichs thematisiert. Trotz der Entfernung hört das lyrische Ich immer noch das Rauschen des Baumes, was die tiefe emotionale Verbundenheit symbolisiert.
Vocabulary: Wanderschaft - Ein zentrales Motiv in Müllers Dichtung, das die Reise und Suche nach Identität und Heimat symbolisiert.
Das Gedicht endet mit dem Ausdruck der Sehnsucht nach der Ruhe, die der Lindenbaum verspricht, und verdeutlicht damit die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs zwischen Aufbruch und Heimweh.