E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" ist eine komplexe Erzählung über Realität, Wahnsinn und traumatische Kindheitserlebnisse.
Die Geschichte dreht sich um Nathanael, dessen Kindheitstrauma durch den mysteriösen Sandmann sein weiteres Leben prägt. Als Kind glaubt er, der Advokat Coppelius sei der grausame Sandmann, der Kindern die Augen stiehlt. Diese Vorstellung wird durch den Tod seines Vaters während eines alchemistischen Experiments mit Coppelius verstärkt. Jahre später trifft Nathanael auf den Wetterglashändler Coppola, den er für Coppelius hält. Dies löst eine Reihe von verstörenden Ereignissen aus, die seine Beziehung zu seiner Verlobten Clara belasten. Das Augenmotiv zieht sich als zentrales Symbol durch die gesamte Erzählung und steht für die Wahrnehmung von Realität und Wahnsinn.
Die Figurenkonstellation zeigt den Konflikt zwischen rationaler und fantastischer Weltanschauung. Clara verkörpert dabei die vernünftige Perspektive, während Nathanael zunehmend dem Wahnsinn verfällt. Besonders deutlich wird dies in seiner Obsession mit der Automate Olimpia, die er für lebendig hält. Das Thema der Erzählung behandelt fundamentale Fragen nach der Natur der Realität und der menschlichen Psyche. Sigmund Freuds Interpretation des Werks als Manifestation des "Unheimlichen" hat die Rezeption nachhaltig geprägt. Die Geschichte endet tragisch mit Nathanaels Selbstmord, nachdem er endgültig dem Wahnsinn verfällt. Die Message von Der Sandmann liegt in der Auseinandersetzung mit der Grenze zwischen Realität und Fantasie, sowie der zerstörerischen Kraft traumatischer Erlebnisse.