Nathanaels und Claras gegensätzliche Weltanschauungen
Die Seite stellt die konträren Sichtweisen der Hauptfiguren Nathanael und Clara in E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" gegenüber. Während Nathanael von düsteren Vorahnungen und dem Glauben an übernatürliche Mächte geprägt ist, vertritt Clara eine rationale, aufgeklärte Perspektive.
Nathanaels Weltbild ist von Mystik und Aberglauben durchdrungen. Er fühlt sich von einer "feindlich-entsetzlichen, äußeren Macht" bedroht, die sein Leben beeinflusst. Seine Existenz wird von einer "dunklen Ahnung eines schrecklichen Schicksals" überschattet. Nathanael glaubt an Dämonen und "graue Mächte", die wie eine "schwarze Faust" in sein Leben eingreifen. Diese Vorstellungen zeugen von einem kindlichen, fantasiegeprägten Denken.
Zitat: "Eine dunkle Ahnung eines schrecklichen Schicksals verdunkelt sein Leben" (S.5, Z. 14)
Im Gegensatz dazu steht Claras Weltanschauung, die von Rationalität und psychologischem Verständnis geprägt ist. Sie bestreitet die Existenz übernatürlicher Kräfte und erklärt Nathanaels Ängste als "wunderliche Täuschung". Clara argumentiert, dass vermeintlich böse Mächte lediglich Projektionen des eigenen Geistes sind. Sie betont die Möglichkeit, negativen Einflüssen durch einen "durch das harte Leben gestärkten Sinn" zu widerstehen.
Highlight: Clara versucht, Nathanael mit ihrer rationalen Sichtweise zu helfen und ihm beizustehen.
Die Gegenüberstellung dieser beiden Perspektiven bildet den zentralen Konflikt in "Der Sandmann". Sie spiegelt den Gegensatz zwischen romantischer Fantasie und aufklärerischer Vernunft wider, der für die Epochenzuordnung der Erzählung zur Romantik bedeutsam ist. Hoffmann lässt dabei offen, welche Sichtweise letztendlich die "richtige" ist, und lädt den Leser ein, über die Grenzen von Realität und Imagination nachzudenken.
Interpretation: Die gegensätzlichen Weltanschauungen von Nathanael und Clara können als Allegorie für den Konflikt zwischen Romantik und Aufklärung verstanden werden, ein zentrales Thema in "Der Sandmann".