Eichendorffs "Mondnacht" (1830)
"Mondnacht" gehört zu den bekanntesten Gedichten der Romantik und zeigt typische Merkmale der Stimmungslyrik:
"Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus."
Das Gedicht vermittelt eine verträumte, mystische Stimmung voller Ruhe, Liebe, Frieden und Sehnsucht. Der dreihebige Jambus unterstützt das ruhige Gefühl. Die durchgängige Verwendung des Konjunktivs ("als hätt", "als flöge") betont das Irreale, Traumhafte.
In der Strukturanalyse zeigen sich drei Ebenen:
- Erste Strophe: Verbindung von Himmel und Erde - das Himmlische verbindet sich mit dem Irdischen
- Zweite Strophe: Naturbeobachtung bei Nacht, die viele Sinne anspricht
- Dritte Strophe: Das lyrische Ich erlebt eine seelische Erhebung, bleibt aber auf der Erde
Die Verbindung des lyrischen Ichs mit dem Transzendenten (Himmlischen) verbleibt im Bereich des Möglichen, wie der Konjunktiv andeutet. Die Nacht erscheint als Zeitraum mystischer Entgrenzung.
Wichtig für Klausuren: "Mondnacht" ist ein Musterbeispiel für die romantische Naturlyrik, in der die Natur zum Spiegel der Seele wird. Die Analyse des Verhältnisses zwischen Natur und lyrischem Ich ist oft Gegenstand von Gedichtanalysen im Abitur!