Der Film "Das weiße Band" ist ein beeindruckendes Werk über die Entstehung autoritärer Strukturen in einer deutschen Dorfgemeinschaft kurz vor dem Ersten Weltkrieg.
Die Geschichte spielt in dem fiktiven protestantischen Dorf Eichwald, wo eine Serie mysteriöser Gewaltakte die Gemeinschaft erschüttert. Im Zentrum stehen dabei die strengen Erziehungsmethoden der Erwachsenen gegenüber ihren Kindern, die von körperlicher Züchtigung und psychischer Gewalt geprägt sind. Der Pastor bindet seinen Kindern als Strafe ein weißes Band um, das sie an ihre vermeintliche Unreinheit erinnern soll. Parallel dazu ereignen sich im Dorf verschiedene Gewalttaten: Der Arzt und seine Tochter werden durch einen gespannten Draht vom Pferd gestürzt, die Scheune des Barons brennt ab, und ein behindertes Kind wird misshandelt.
Die Interpretation des Films zielt besonders auf die Frage nach dem Täter ab, die bewusst offengelassen wird. Regisseur Michael Haneke zeigt, wie autoritäre Erziehung und religiöser Fundamentalismus eine Generation hervorbringen, die später den Nährboden für den Nationalsozialismus bildet. Die schwarz-weiße Bildsprache unterstreicht die düstere Atmosphäre des Films. Theoretische Grundlagen wie Adornos Studien zum autoritären Charakter und Erich Fromms "Die Furcht vor der Freiheit" bieten wichtige Analysewerkzeuge für das Verständnis der dargestellten gesellschaftlichen Mechanismen. Der Film wurde hauptsächlich in Brandenburg und Sachsen-Anhalt gedreht und erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter die Goldene Palme in Cannes. Leonie Benesch brilliert in ihrer Rolle als Kindermädchen Eva, die als eine der wenigen Figuren einen moralischen Gegenpol zur herrschenden Gewalt darstellt.