Bertolt Brechts "Leben des Galilei" ist ein epochales Theaterstück über den Konflikt zwischen Wissenschaft und Macht.
Die Figurenkonstellation zeigt Galileo Galilei als komplexen Protagonisten, dessen Charaktereigenschaften zwischen brillantem Wissenschaftler und menschlichen Schwächen schwanken. Als Vertreter der wissenschaftlichen Revolution des 17. Jahrhunderts kämpft er gegen die dogmatische Weltanschauung der Kirche. Seine wichtigsten Beziehungen bestehen zu seiner Tochter Virginia, seinem Schüler Andrea und den Vertretern der kirchlichen Autorität. Die Epoche der Renaissance bildet den historischen Hintergrund, in dem neue wissenschaftliche Erkenntnisse mit traditionellen Glaubensvorstellungen kollidieren.
Das Drama thematisiert zentral die Verantwortung der Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft. Galilei entwickelt bahnbrechende astronomische Theorien und verteidigt das kopernikanische Weltbild, muss sich aber dem Druck der Inquisition beugen. Seine Widerrufung vor der Inquisition wirft die Frage nach der moralischen Verantwortung des Wissenschaftlers auf. Die einzelnen Kapitel bzw. Bilder zeigen seine wissenschaftlichen Entdeckungen, den Konflikt mit der Kirche und die persönlichen Konsequenzen seiner Entscheidungen. Besonders bedeutsam ist Bild 8, in dem Galilei seinen Widerruf leistet. Seine Charakterisierung wandelt sich vom selbstbewussten Forscher zum gebrochenen Mann, der erkennt, dass er durch seinen Widerruf der Wissenschaft geschadet hat. Das Stück endet mit einer kritischen Reflexion über die ethische Dimension wissenschaftlicher Arbeit und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Zusammenfassung des Werks zeigt, wie Brecht historische Ereignisse nutzt, um zeitlose Fragen nach der Rolle der Wissenschaft und der Verantwortung des Einzelnen zu stellen.