Die Todesfuge von Paul Celan
Paul Celan, 1920 in Rumänien geboren, zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Lyrikern der Nachkriegszeit und schuf mit der "Todesfuge" ein zentrales Werk der Postmoderne Literatur. Als Jude erlebte er den Holocaust unmittelbar – seine Eltern starben in einem Konzentrationslager, er selbst überlebte ein Arbeitslager.
Die "Todesfuge" entstand vermutlich um 1944/45 und verarbeitet Celans traumatische Erfahrungen mit dem deutschen Antisemitismus. Der Titel bezieht sich auf die musikalische Form der Fuge, die mit ihrer strengen Struktur einen Kontrast zum dargestellten Grauen bildet. Inspiriert wurde er durch einen Bericht über Juden, die in Konzentrationslagern Tanzmusik spielen mussten.
Das Gedicht arbeitet mit wiederkehrenden Motiven und Gegensätzen, besonders symbolisiert durch die Figuren "Margarete" mit ihrem "goldenen Haar" (Symbol für Deutschland) und "Sulamith" mit ihrem "aschenen Haar" (Symbol für das jüdische Volk). Das zentrale Oxymoron "Schwarze Milch" verdichtet die Erfahrung des Todes im Konzentrationslager.
Die "Todesfuge" zeigt exemplarisch, wie postmoderne Gedichte traumatische historische Erfahrungen in neue lyrische Formen übersetzen können.