Das bürgerliche Trauerspiel: Eine literarische Revolution des 18. Jahrhunderts
Das bürgerliche Trauerspiel markierte einen bedeutenden Wendepunkt in der deutschen Theaterliteratur des 18. Jahrhunderts. Diese dramatische Form stellte erstmals das Schicksal von Personen bürgerlichen Standes in den Mittelpunkt und brach damit mit der klassischen Tradition, die ausschließlich adlige Protagonisten vorsah.
Definition: Das bürgerliche Trauerspiel ist eine dramatische Gattung, die sich durch die Darstellung tragischer Konflikte innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft auszeichnet. Die Handlung spielt in alltäglichen Situationen und thematisiert moralische Konflikte und Tugendfragen.
Die charakteristischen Merkmale des bürgerlichen Trauerspiels umfassen mehrere zentrale Aspekte. Im Gegensatz zum klassischen Drama wird hier die Prosaform verwendet, was die Nähe zur Alltagssprache des Bürgertums unterstreicht. Die Handlung konzentriert sich auf moralische Konflikte und Tugendvorstellungen der bürgerlichen Gesellschaft. Dabei enden die Stücke meist tragisch, was die Unvereinbarkeit zwischen individuellen Wünschen und gesellschaftlichen Normen verdeutlicht.
Gotthold Ephraim Lessings "Miss Sara Sampson" 1755 gilt als Paradebeispiel dieser Gattung. Das Stück revolutionierte das deutsche Theater, indem es erstmals eine bürgerliche Heldin in den Mittelpunkt stellte. Ein weiteres bedeutendes Beispiel ist "Rhynsolt und Sapphria" von Christian Martini ebenfalls1755, das die moralischen Konflikte der Zeit eindringlich darstellt. Diese Werke zeigen, wie das bürgerliche Trauerspiel gesellschaftliche Veränderungen reflektierte und gleichzeitig vorantrieb.