"Emilia Galotti" ist eines der bedeutendsten Werke von Gotthold Ephraim Lessing, das 1772 als bürgerliches Trauerspiel erschien.
Das Drama spielt sich am Hof des Prinzen von Guastalla ab und thematisiert den Konflikt zwischen bürgerlichen Tugendvorstellungen und absolutistischer Willkür. Die Hauptfigur Emilia Galotti ist eine junge Bürgerstochter, die zwischen ihrer Pflicht zur Tugend und den Begierden des Prinzen gefangen ist. Der Prinz begehrt Emilia, obwohl sie mit dem Grafen Appiani verlobt ist. Durch Intrigen seines Kammerherrn Marinelli wird der Graf ermordet und Emilia auf das Lustschloss des Prinzen gebracht. In ihrer Verzweiflung und um ihre Tugend zu bewahren, bittet Emilia ihren Vater Odoardo, sie zu töten. Das Werk endet tragisch mit dem Tod Emilias durch die Hand ihres Vaters.
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) gilt als wichtigster deutscher Dichter der Aufklärung. Seine Werke zeichnen sich durch scharfe Gesellschaftskritik und den Kampf für religiöse Toleranz aus. In "Emilia Galotti" kritisiert er die Willkürherrschaft des Absolutismus und stellt bürgerliche Werte wie Tugend und Moral in den Vordergrund. Das Stück ist in fünf Aufzüge gegliedert und folgt den klassischen Einheiten von Zeit, Ort und Handlung. Die Charakterisierung der Figuren ist komplex und vielschichtig, wobei besonders die psychologische Entwicklung der Titelfigur und die Motivation der anderen Charaktere detailliert ausgearbeitet sind. Das Drama thematisiert zeitlose Konflikte wie den Kampf zwischen Macht und Moral, zwischen persönlicher Freiheit und gesellschaftlichen Zwängen, sowie die Frage nach der Bedeutung von Ehre und Tugend in einer korrupten Gesellschaft.