Analyse von Orsinas Monolog in Emilia Galotti
In dieser Szene aus Lessings Drama "Emilia Galotti" wird Orsinas Monolog auf den Seiten 70-71 genauer untersucht. Der Monolog offenbart Orsinas komplexe Gefühlswelt und ihre manipulativen Absichten gegenüber Odoardo.
Orsina beginnt ihren Monolog, indem sie Odoardo auffordert, den Dolch beiseite zu stecken. Sie erklärt, dass sie selbst keine Gelegenheit hatte, von der Waffe Gebrauch zu machen, deutet aber an, dass Odoardo diese Chance nutzen sollte.
Highlight: Orsina appelliert geschickt an Odoardos Männlichkeit, indem sie sagt: "Sie werden sie ergreifen, die erste, die beste, - wenn Sie ein Mann sind."
Sie stellt sich selbst als schwaches Weib dar, um Odoardo zu manipulieren und ihn zum Handeln zu bewegen. Orsina betont, dass sowohl sie als auch Odoardo vom Prinzen betrogen wurden, und versucht so, eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen.
Quote: "Wir, Alter, wir können uns alles vertrauen. Denn wir sind beide beleidiget; von dem nämlichen Verführer beleidiget."
Die Gräfin dramatisiert ihre eigene Situation und stellt sich als Opfer dar. Sie verwendet dabei verschiedene sprachliche Mittel, um ihre Botschaft zu verstärken:
- Wiederholungen (Repetitio): "beleidiget", "wenn Sie wüssten", "und wieder eine"
- Tautologie: "zerrissen, zerfleischten, [...] durchwühlen"
Vocabulary: Tautologie - Eine Stilfigur, bei der ein Sachverhalt durch bedeutungsähnliche Wörter wiederholt wird, um ihn zu betonen.
Orsina malt ein drastisches Bild von Rache, indem sie eine "himmlische Phantasie" beschreibt, in der alle verlassenen Frauen sich in Bacchantinnen und Furien verwandeln und den Prinzen gemeinsam zerreißen.
Definition: Bacchantinnen - Anhängerinnen des Weingottes Bacchus, die in ekstatischen Rausch verfallen. Furien - Rachegöttinnen der römischen Mythologie.
Durch diese bildhafte Sprache und die Andeutung, dass auch Emilia bald zu den Verlassenen gehören könnte, versucht Orsina, Odoardo emotional zu manipulieren und ihn zum Handeln gegen den Prinzen zu bewegen.
Example: Die Metapher des "Tanzes" am Ende des Monologs verdeutlicht, wie sehr Orsina die Vorstellung der Rache genießt: "Ha! das sollte ein Tanz werden! das sollte!"
Die Analyse von Emilia Galotti zeigt, wie Lessing in dieser Szene die Komplexität menschlicher Emotionen und die Macht der Sprache als Mittel der Manipulation meisterhaft darstellt. Orsinas Monolog ist ein Beispiel für die psychologische Tiefe der Charaktere in diesem Werk der Aufklärung.