Konflikte und Charakterentwicklung
Hier wird's richtig interessant! Daja verfolgt einen ziemlich egoistischen Plan - sie will mit Recha nach Europa und wiederholt deshalb betont "mein". Ihre Metapher "dich in Europa, dich in Händen zu wissen" zeigt, wie sehr sie ihre eigenen Interessen verfolgt.
Recha dagegen bleibt cool und vernünftig. Sie kontert mit einer Antithese, dass Europa niemals ihr Wunsch wäre. Dabei zeigt sich ihre deistische Weltanschauung - sie glaubt nicht mehr, dass Gott direkt in ihr Leben eingreift, sondern vertraut auf die Vernunft.
Besonders clever: Recha führt teilweise Selbstgespräche, weil sie ihre Gedanken selbst ordnen will. Das ist typisch für die Aufklärung - "selber denken, selber zögern, selber handeln". Ihre Anapher "Was tat er dir?" und die Metapher vom "Samen der Vernunft" zeigen, wie durchdacht sie inzwischen argumentiert.
Dajas Geheimnis bringt Spannung in die Szene. Sie weiß, dass Recha eigentlich Christin ist, darf es aber nicht sagen. Das macht sie verzweifelt und manipulativ - ein typischer Konflikt zwischen alter Tradition und neuer Aufklärung.
Prüfungstipp: Achte auf Rechas Sprachstil - sie wechselt von einfachen zu hypotaktischen Sätzen und zeigt damit ihre geistige Reife!