Das Epische Theater ist eine revolutionäre Theaterform, die von Bertolt Brecht in den 1920er Jahren entwickelt wurde und sich grundlegend vom klassischen dramatischen Theater unterscheidet.
Der wichtigste Aspekt des Epischen Theaters ist der Verfremdungseffekt, der das Publikum dazu bringen soll, kritisch über das Geschehen nachzudenken, anstatt sich emotional hineinzuversetzen. Dies wird durch verschiedene Merkmale des Epischen Theaters erreicht, wie zum Beispiel die direkte Ansprache des Publikums, das Unterbrechen der Handlung durch Songs oder Kommentare, und die sichtbare Theatermaschinerie im Bühnenbild. Im Gegensatz zum klassischen Theater wird keine Illusion einer geschlossenen Realität geschaffen.
Zu den bekanntesten Werken des Epischen Theaters gehören "Mutter Courage und ihre Kinder" und "Der gute Mensch von Sezuan". In diesen Stücken zeigt sich der Aufbau des Epischen Theaters durch seine episodenhafte Struktur und die Verwendung von Erzählern. Der Verfremdungseffekt wird beispielsweise durch Plakate, die das Geschehen kommentieren, oder durch Schauspieler, die aus ihrer Rolle heraustreten und das Publikum direkt ansprechen, erzeugt. Diese Techniken sind Teil des Unterrichtsmaterials, das heute noch in Schulen verwendet wird, um die Epoche des Epischen Theaters zu vermitteln. Das Epische Theater vs dramatisches Theater zeigt sich besonders in der Art der Darstellung: Während das dramatische Theater auf Einfühlung und Identifikation setzt, strebt das epische Theater nach kritischer Distanz und rationaler Betrachtung der gesellschaftlichen Verhältnisse.