Faust Studierzimmer 1: Begegnung mit dem Teufel
Faust nimmt einen schwarzen Pudel mit in sein Studierzimmer, während er versucht, die Bibel zu übersetzen. Als der Hund ihn mit seinem Bellen stört, will Faust ihn hinauswerfen. Plötzlich verwandelt sich der Pudel in eine qualmende Höllengestalt. Trotz verschiedener Zaubersprüche kann Faust die Erscheinung nicht abwehren - erst als er das christliche Kruzifix erhebt, reagiert der Pudel und versteckt sich hinter dem Ofen.
Hinter dieser Verwandlung steckt Mephisto, der sich nun als Student verkleidet zu erkennen gibt. Faust ist sofort fasziniert vom Teufel und fühlt sich ihm überlegen. Allerdings kann Mephisto das Zimmer wegen eines Pentagramms auf dem Boden nicht verlassen. Um freizukommen, versetzt er Faust in Trance und lässt eine Maus das magische Symbol zernagen.
💡 Wusstest du? Der Vers 1867 in "Faust Studierzimmer 1" ist besonders bedeutsam, da er Mephistos wahre Absicht andeutet: Er will Faust nicht nur unterhalten, sondern seine Seele gewinnen.
Die Charakterisierung Mephistos erfolgt sowohl durch seine eigenen Worte als auch durch Fausts Wahrnehmung. Mephisto beschreibt sich selbst als "ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft" (V.1336) und als "Geist, der stets verneint" (V.1338) - er vertritt eine nihilistische Weltsicht. Faust hingegen bezeichnet ihn als "Verderber, Lügner" (V.1334), "des Chaos wunderlicher Sohn" (V.1384) und "Sohn der Hölle" (V.1397).
Der Pakt zwischen Faust und Mephisto beginnt sich hier zu formen. Da der Teufel das Haus nicht verlassen kann, schlägt Faust einen Pakt vor (V.1414). Mephisto will zunächst nicht darauf eingehen: "und wir besprechen das zunächst; doch jetzo bitt ich hoch und höchst, für dieses Mal mich zu entlassen" (V.1419 ff.). Erst unter Druck willigt Mephisto ein, als Gesellschafter bei Faust zu bleiben und ihn mit seinen Künsten zu unterhalten.