Die literarische Entwicklung des Fauststoffs
Die literarische Entwicklung des Fauststoffs nahm mit Christopher Marlowes Bühnenfassung "The Tragical History of Doctor Faust" von 1589 einen bedeutenden Aufschwung. Marlowes Faustfigur trägt deutliche Züge einer Renaissancegestalt und ist die erste Bearbeitung, die der Figur des Fausts positive Aspekte abgewinnt.
Example: Das "Straßburger Puppenspiel" brachte Goethe den Faust-Stoff bereits in seiner Jugend näher.
Im Zeitalter der Aufklärung, um 1750, begannen Versuche, die Faustfigur zu rechtfertigen und aufzuwerten. Bedeutende Beiträge kamen von Gotthold Ephraim Lessing, Paul Weidmann und Jakob Michael Reinhold Lenz.
Vocabulary: Urfaust - Goethes erster, zwischen 1772 und 1775 entstandener Entwurf zu Faust.
Goethes Verarbeitung des Fauststoffes stellt den Höhepunkt dieser literarischen Tradition dar. Seine Quellen waren das Volksbuch, das Puppenspiel und Lessings Faust. Die Gretchen-Handlung im ersten Teil wurde durch einen realen Kindsmordprozess in Frankfurt angeregt.
Highlight: Goethe arbeitete über 60 Jahre an seinem "Faust", von den ersten Entwürfen bis zur Vollendung des zweiten Teils.
Die Entwicklung von Goethes Faust lässt sich wie folgt nachzeichnen:
- Der "Urfaust" entstand zwischen 1772 und 1775.
- 1790 erschien "Faust, Ein Fragment".
- 1808 wurde "Faust. Der Tragödie erster Teil" veröffentlicht.
- 1831 vollendete Goethe den zweiten Teil, der erst nach seinem Tod 1833 veröffentlicht wurde.
Quote: "Zur Herausgabe seines literarischen Nachlasses bevollmächtigt er seinen Sekretär Eckermann."
Die erste vollständige Aufführung beider Teile fand 1876 in Weimar statt, was die anhaltende Bedeutung und Faszination des Fauststoffs in der deutschen und europäischen Kulturgeschichte unterstreicht.