Analyse der zweiten Seite des Gedichts "Städter"
Die zweite Seite der Gedichtanalyse zu "Städter" von Alfred Wolfenstein konzentriert sich auf den zweiten Teil des Gedichts, der einen starken Kontrast zum ersten Teil bildet. Dieser Teil, bestehend aus zwei dreizeiligen Strophen, weist weder ein festes Metrum noch ein durchgängiges Reimschema auf.
Die Formlosigkeit des zweiten Teils spiegelt den persönlicheren und emotionaleren Inhalt wider. In der dritten Strophe wird die eigene Meinung des lyrischen Ichs deutlicher, während die letzte Strophe zu einem ernüchternden und traurigen Schluss kommt.
Highlight: Der Kontrast zwischen der strengen Form des ersten Teils und der Formlosigkeit des zweiten Teils unterstreicht den Übergang von äußerer Beobachtung zu innerer Reflexion.
Die dritte Strophe beginnt mit einer Kombination aus Personifikation und Vergleich, die die stärkere Ich-Bezogenheit verdeutlicht. Der Autor vergleicht die Wände aller mit menschlicher Haut, was den Verlust der Privatsphäre und das Fehlen eines Rückzugsortes symbolisiert.
Quote: "Indem das lyrische Ich die Wänder aller mit der menschlichen Haut vergleicht (S3; V7) wird zum einen deutlich, dass es anderen genauso wie ihm geht und zum anderen zeigt es den Verlust der Privatsphäre, den Verlust eines Rückzugsort vor dem Leben als Städter."
Ein interessantes sprachliches Mittel in dieser Strophe ist das Paradoxon, dass Flüstern und Denken zu "Gegröhle" werden. Dies unterstreicht die überwältigende Menge an Wahrnehmungen, die das lyrische Ich in der Stadt erfährt und die es zu überfordern scheinen.
Vocabulary: Paradoxon - Eine scheinbar widersprüchliche Aussage, die bei näherer Betrachtung eine tiefere Wahrheit offenbart.
In der letzten Strophe kommt das Gedicht zu seinem ernüchternden Schluss. Trotz des engen Zusammenlebens und der fehlenden Privatsphäre fühlt sich jeder Bewohner allein, "als würde er stumm in einer verschlossenen Höhle stehen".
Diese abschließende Metapher der verschlossenen Höhle verdeutlicht die tiefe Einsamkeit und Isolation, die die Städter trotz - oder gerade wegen - der physischen Nähe zueinander empfinden. Es ist ein kraftvolles Bild, das die paradoxe Natur des Großstadtlebens einfängt: Dichte und Isolation, Nähe und Entfremdung existieren nebeneinander.
Example: Die Metapher der "verschlossenen Höhle" symbolisiert die innere Isolation der Stadtbewohner inmitten der Menschenmassen.
Insgesamt bietet Wolfensteins "Städter" eine tiefgründige und kritische Betrachtung des urbanen Lebens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Gedicht ist ein ausgezeichnetes Beispiel für expressionistische Lyrik und eignet sich hervorragend als Unterrichtsmaterial für die Gedichtanalyse in der Klasse 8 oder höher.