Die Ringparabel - Struktur und Inhalt
Die Ringparabel aus Lessings "Nathan der Weise" gliedert sich in mehrere dramaturgische Abschnitte:
Exposition
Die Geschichte beginnt mit der Vorstellung eines Mannes, der einen besonderen Ring besitzt. Dieser Ring hat die Kraft, seinen Träger "vor Gott und Menschen angenehm zu machen", sofern man an diese Kraft glaubt.
Definition: Die Exposition führt in die Grundsituation der Geschichte ein und stellt wichtige Elemente vor.
Der Mann hat drei Söhne, die er alle gleichermaßen liebt. Er verspricht, den Ring vor seinem Tod seinem liebsten Sohn zu vererben.
Steigende Handlung
Als der Vater seinem Ende nahe ist, lässt er heimlich zwei exakte Duplikate des Rings anfertigen.
Highlight: Die Anfertigung der Duplikate ist ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte.
Ein Künstler stellt die Ringe so perfekt her, dass selbst der Vater den ursprünglichen Ring nicht mehr von den Kopien unterscheiden kann. Kurz vor seinem Tod gibt der Vater jedem seiner Söhne einen Ring und seinen Segen.
Höhepunkt und fallende Handlung
Nach dem Tod des Vaters untersuchen die Söhne ihre Ringe. Jeder ist überzeugt, den echten Ring zu besitzen und möchte das "Haupt des Hauses" werden.
Vocabulary: "Haupt des Hauses" bezeichnet hier den Erben und Nachfolger des Vaters.
Da sie den wahren Ring nicht identifizieren können, entsteht ein Streit zwischen den Brüdern. Sie beschließen, einen Richter aufzusuchen, um den Konflikt zu lösen.
Retardation
Der Richter erklärt, dass er nicht zum Lösen von Rätseln da sei. Er stellt fest, dass keiner der Söhne die vom Ring versprochene Wirkung zeigt, angenehm vor Gott und den Menschen zu sein. Stattdessen lieben sie sich selbst am meisten.
Example: Die Selbstliebe der Söhne zeigt sich in ihrem Streben nach der Vorherrschaft im Haus.
Der Richter vermutet, dass der Vater den echten Ring verloren und für jeden Sohn einen neuen anfertigen ließ.
Lösung
Der Richter schickt die Söhne mit einer weisen Lehre fort:
- Der Vater habe alle Söhne gleich geliebt.
- Jeder Sohn solle glauben, seinen Ring für echt zu halten.
- Sie sollen sich bemühen, durch tugendhaftes Handeln angenehm vor Gott und den Menschen zu werden.
- In tausend Jahren sollen sie wiederkommen, dann werde ein weiserer Richter entscheiden, welcher Ring der wahre ist.
Quote: "Es eifre jeder seiner unbestochnen / Von Vorurteilen freien Liebe nach!"
Diese Lösung der Ringparabel ist ein Aufruf zu religiöser Toleranz und ethischem Handeln, unabhängig von der Glaubenszugehörigkeit.