Interpretation des Gedichts "Hiroshima" von Marie Luise Kaschnitz
Das 1951 verfasste Gedicht "Hiroshima" von Marie Luise Kaschnitz befasst sich mit dem Leben des Piloten, der die Atombombe auf Hiroshima abwarf. Es ist in zwei Strophen unterteilt, wobei die erste aus 8 und die zweite aus 15 Versen besteht.
Die erste Strophe präsentiert verschiedene Spekulationen über das Schicksal des Täters nach dem Bombenabwurf. Diese Vermutungen werden durch Anaphern und Epiphern strukturiert, die jeweils mit "Der den Tod ... warf" beginnen. Die drei Szenarien bilden eine Klimax:
- Der Pilot geht ins Kloster, um Buße zu tun.
- Er begeht Selbstmord aus Schuldgefühlen.
- Er wird von Gespenstern heimgesucht und verliert den Verstand.
Highlight: Die erste Strophe spiegelt die öffentlichen Spekulationen über das Schicksal des Piloten wider und zeigt die erwarteten moralischen und psychologischen Konsequenzen seiner Tat.
Die zweite Strophe enthüllt die tatsächliche Situation des Piloten aus der Perspektive eines Ich-Erzählers. Es wird ein scheinbar idyllisches Vorstadtleben beschrieben, das jedoch von Unsicherheit und ständiger Beobachtung geprägt ist.
Vocabulary: Idylle - Ein friedlicher, harmonischer Zustand oder Ort, oft in der Natur oder im ländlichen Raum.
Besonders auffällig sind die Beschreibungen der Umgebung und der Familienmitglieder:
- Junge, zierliche Büsche und Hecken, die noch keinen Schutz bieten
- Die Frau im Blumenkleid
- Ein Mädchen an der Hand der Mutter
- Ein Junge, der auf dem Rücken des Vaters sitzt und eine Peitsche schwingt
Example: Die Beschreibung des Jungen mit der Peitsche könnte symbolisch für die Kontrolle und Macht stehen, die der Pilot gewohnt ist, Befehlen zu folgen.
Das Gedicht endet mit dem Bild des Piloten, der vierbeinig auf dem Gras kniet und lacht, weil er weiß, dass er vom "Auge der Welt" fotografiert wird.
Quote: "Der den Tod auf Hiroshima warf"
Diese wiederkehrende Zeile unterstreicht die zentrale Thematik des Gedichts und die unauslöschliche Verbindung des Piloten zu seiner Tat.
Marie Luise Kaschnitz gelingt es mit diesem Gedicht, die Diskrepanz zwischen öffentlicher Erwartung und privater Realität aufzuzeigen und gleichzeitig die andauernde Belastung des Täters durch sein Handeln zu verdeutlichen.
Definition: Klimax - Eine rhetorische Figur, bei der Begriffe oder Aussagen in einer Steigerung angeordnet werden, um die Intensität oder Bedeutung zu erhöhen.