Die Handlung und Charaktere Iphigenie auf Tauris steht im Zentrum von Goethes berühmtem Drama, das die Geschichte der Priesterin Iphigenie erzählt. Als Tochter des Agamemnon wurde sie von der Göttin Diana vor der Opferung gerettet und auf die Insel Tauris gebracht, wo sie als Priesterin dient. Der Tantalidenfluch, der auf ihrer Familie lastet, spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Geschichte.
Die Hauptfiguren sind komplex gestaltet: Iphigenie verkörpert Humanität und moralische Stärke, während König Thoas zwischen Macht und Menschlichkeit schwankt. Orestes, Iphigenies Bruder, wird vom Wahnsinn und Schuldgefühlen geplagt, nachdem er seine Mutter getötet hat. Pylades, sein treuer Freund, versucht durch List die Rettung zu ermöglichen. Die Dramenpräsentation Iphigenie auf Tauris zeigt den inneren Konflikt zwischen Pflicht und Moral, zwischen göttlichem Gesetz und menschlicher Vernunft.
Das Werk thematisiert grundlegende menschliche Fragen nach Wahrheit, Vergebung und der Überwindung von Gewalt durch Humanität. Der Fluch der Tantaliden, der über Generationen Gewalt und Rache forderte, wird durch Iphigenies moralische Stärke und ihre Entscheidung für die Wahrheit durchbrochen. Die Lösung des Konflikts erfolgt nicht durch List oder Gewalt, sondern durch offenen Dialog und gegenseitiges Verständnis. Goethe schafft damit ein zeitloses Werk über die Kraft der Menschlichkeit und die Möglichkeit, alte Muster von Schuld und Rache zu überwinden.