Der Tod als Motiv in der Romantik
Die Romantiker hatten eine besondere Beziehung zum Tod. Der Naturforscher Gustav Theodor Fechner beschreibt den Tod als "eine zweite Geburt zu einem freieren Sein", als Befreiung des Geistes von seiner körperlichen Hülle. Diese Vorstellung findet sich auch in Eichendorffs Gedicht wieder, wenn das lyrische Ich den Tod als Erlösung herbeisehnt.
Der Todeswunsch "Ich möcht am liebsten sterben, da wär's auf einmal still!" am Ende des Gedichts zeigt den typisch romantischen Eskapismus – die Flucht aus der schmerzhaften Realität. Die Vorstellung, dass der Tod eine Art Neuanfang sein könnte, steht im Kontrast zur christlichen Tradition, die den Freitod als Sünde betrachtet.
In "Das zerbrochene Ringlein" wird der Tod als letzter Ausweg gesehen, nachdem andere Fluchtversuche (Spielmann werden, in die Schlacht ziehen) gescheitert sind. Das lyrische Ich hofft durch den Tod, der ständigen Erinnerung an die verlorene Liebe zu entkommen – das Mühlrad würde endlich aufhören, den Schmerz immer wieder neu zu beleben.
Merke dir: Der Todeswunsch in romantischen Gedichten ist oft nicht destruktiv gemeint, sondern Ausdruck einer Entgrenzungssehnsucht – der Wunsch, die Beschränkungen des irdischen Daseins zu überwinden und in etwas Größeres einzugehen.