Bertolt Brechts "Leben des Galilei" ist ein epochales Theaterstück über den berühmten Wissenschaftler und seinen Kampf für die Wahrheit.
Der italienische Naturwissenschaftler Galileo Galilei lebt im 17. Jahrhundert in Florenz und kämpft für die Anerkennung des heliozentrischen Weltbildes. Als Professor für Mathematik in Padua entwickelt er das Fernrohr weiter und macht bahnbrechende astronomische Entdeckungen. Seine Forschungen bestätigen die Theorien von Kopernikus, dass sich die Erde um die Sonne dreht - eine These, die der katholischen Kirche widerspricht. Die Figurenkonstellation zeigt Galilei im Zentrum, umgeben von Unterstützern wie seiner Tochter Virginia und seinem Schüler Andrea, aber auch Gegenspieler wie den kirchlichen Autoritäten.
Die Epoche der Renaissance und des aufkommenden wissenschaftlichen Zeitalters bildet den historischen Hintergrund. Brecht nutzt die Charakterisierung Galileis, um grundlegende Fragen über die Verantwortung von Wissenschaftlern gegenüber der Gesellschaft zu stellen. Als die Inquisition Galilei mit Folter droht, widerruft er seine Lehren öffentlich. In der Interpretation wird dies oft als moralisches Versagen gesehen - Galilei rettet sein Leben, verrät aber die Wissenschaft. In seinen späteren Jahren, unter Hausarrest stehend, schreibt er heimlich seine "Discorsi" und schmuggelt sie ins Ausland. Die wichtigen Textstellen des Werks kreisen um den Konflikt zwischen wissenschaftlicher Wahrheit und institutioneller Macht, sowie um die ethische Verantwortung des Wissenschaftlers.
Das Stück thematisiert zeitlose Fragen nach dem Verhältnis von Wissenschaft, Macht und Moral. Die Zusammenfassung zeigt, wie Brecht historische Ereignisse nutzt, um Parallelen zur Gegenwart zu ziehen - besonders zur Verantwortung von Wissenschaftlern im Atomzeitalter. Die komplexe Darstellung Galileis als brillanter, aber auch schwacher Mensch macht das Werk zu einem der bedeutendsten deutschen Theaterstücke des 20. Jahrhunderts.