Kritische Betrachtung der Weimarer Klassik
In der Analyse von Goethes Iphigenie auf Tauris (1787) werden kritische Fragen aufgeworfen: Wie fühlt sich Thoas, wenn Iphigenies humanisierende Wirkung auf seine Kosten geht? Das Lied der Parzen wird nicht als Abgesang, sondern als Erinnerung an die mögliche Willkür der Götter und das Aufbegehren dagegen interpretiert.
Karl Otto Conrady kritisiert in "Goethes Weimar hat Buchenwald nicht verhindert" 1967, dass die Kultur Weimars, die "reinste herrlichste Menschheit im Auge" hatte, nur für eine Elite erreichbar war. Sie bot keine Hilfe für den "konkreten Menschen in seiner höchsten realen Not" - den hungernden, unwissenden, unterdrückten Menschen.
Conrady betont, dass Humanität als bloßes Bildungsideal für die Mehrheit keine Hilfe darstellt und selbst für Adlige keine Garantie für menschliches Verhalten bietet. Dies sei kein Einwand gegen Goethe selbst, aber ein Vorbehalt gegenüber seiner absoluten Autorität.
Die kritische Auseinandersetzung mit der Weimarer Klassik zeigt, dass auf dem Grundriss jeder "großen Kultur" auch Ungeheuerliches möglich ist. Diese Reflexionen sind wichtig für ein differenziertes Verständnis der Literatur um 1800 und sollten in jedem Deutsch Lernzettel Abitur berücksichtigt werden.
💡 Die kritische Betrachtung der Weimarer Klassik zeigt, dass literarische Ideale nicht automatisch zu einer humaneren Gesellschaft führen - eine wichtige Erkenntnis für die Abiturprüfung 2024.