"Nathan der Weise" als Musterbeispiel der Aufklärungsliteratur
Gotthold Ephraim Lessings Drama "Nathan der Weise" gilt als Paradebeispiel für die Literatur der Aufklärungsepoche. Das 1779 veröffentlichte Werk spielt zur Zeit der Kreuzzüge in Jerusalem und behandelt das zentrale Thema des Umgangs verschiedener Religionen miteinander. Lessing verarbeitet darin aufklärerische Ideale wie Toleranz, Vernunft und die Überwindung religiöser Vorurteile.
Highlight: Die Handlung des Dramas ist in der Epoche der Aufklärung angesiedelt und spiegelt deren Werte wider.
Das Drama besteht aus fünf Akten und enthält sowohl tragische als auch komische Elemente, lässt sich aber weder eindeutig als Tragödie noch als Komödie klassifizieren. Im Mittelpunkt steht die berühmte Ringparabel, die die Frage nach der "wahren" Religion aufwirft und für gegenseitige Toleranz plädiert.
Definition: Die Aufklärung ist eine geistesgeschichtliche Strömung des 17. und 18. Jahrhunderts, die die Vernunft als oberste Instanz des menschlichen Denkens und Handelns propagierte.
Lessing lässt seine Figuren im Laufe der Handlung zu aufgeklärten Menschen werden, die lernen, ihren eigenen Verstand zu benutzen und sich von religiösen Vorurteilen zu befreien. Dies entspricht dem von Immanuel Kant formulierten Leitgedanken der Aufklärung: "Sapere aude!" - "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"
Quote: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit." - Immanuel Kant
Die Hauptfigur Nathan verkörpert diese aufklärerischen Ideale in besonderem Maße. Er hat sich bereits zu Beginn des Dramas von religiösen Dogmen emanzipiert und vertritt eine tolerante, vernunftbasierte Weltsicht. Durch die Ringparabel vermittelt er diese Haltung auch anderen Figuren wie dem Sultan und dem Tempelherrn.