Juli Zehs Roman "Corpus Delicti" ist ein dystopischer Gesellschaftsroman, der fundamentale Fragen über Freiheit, Gesundheit und staatliche Kontrolle aufwirft.
Die Geschichte spielt in einem futuristischen Deutschland, wo die "METHODE" ein totalitäres Gesundheitssystem etabliert hat. Die Protagonistin Mia Holl gerät in Konflikt mit diesem System, als ihr Bruder Moritz des Mordes beschuldigt wird. Der Roman thematisiert die Kernaussage, dass absolute Gesundheitskontrolle zur Unterdrückung individueller Freiheiten führt. Die Botschaft von Corpus Delicti warnt vor den Gefahren eines übermäßig regulierenden Staates und dem Verlust persönlicher Autonomie im Namen des Gemeinwohls.
Besonders relevant ist der Aktualitätsbezug des Romans, der Parallelen zu gegenwärtigen Debatten über Gesundheitspolitik und Überwachung aufzeigt. Das "Recht auf Krankheit" wird als fundamentales Menschenrecht dargestellt, dessen Verweigerung die Menschenwürde verletzt. Die Figur der Mia Holl entwickelt sich von einer systemkonformen Bürgerin zu einer kritischen Rebellin, die den "gesunden Menschenverstand" über staatliche Doktrinen stellt. Der Höhepunkt des Romans liegt in der Gerichtsverhandlung, wo Mia das System grundsätzlich in Frage stellt. Die Diktatur pro contra Debatte wird durch verschiedene Charaktere verkörpert, wobei besonders die Rolle der Zaunreiterin Sophie als moralische Instanz hervortritt. Der Roman regt zur kritischen Reflexion über die Balance zwischen gesellschaftlicher Sicherheit und individueller Freiheit an und stellt die Frage, wie viel Kontrolle ein Staat ausüben darf, um das Wohlergehen seiner Bürger zu gewährleisten.