Eskalation der Konflikte
Der zweite Konflikt in Thomas Manns "Mario und der Zauberer" dreht sich um den Keuchhusten und zeigt eine noch deutlichere Ausgrenzung der ausländischen Touristen. Hier wird die irrationale Angst vor Körperlichkeit sichtbar, ebenso wie die Bedeutung des Adels und der Byzantinismus der Untergebenen. Bemerkenswert ist, dass der Aberglaube über die Wissenschaft siegt, was ein weiteres Anzeichen für den zunehmenden Irrationalismus ist.
Definition: Irrationalismus - eine philosophische Strömung, die die Grenzen der Vernunft betont und oft emotionale oder intuitive Erkenntnisweisen bevorzugt.
Der dritte Konflikt, der Krebsbiss, verstärkt die Atmosphäre der Spannung und Hysterie. Die Ohnmacht der Medizin gegenüber dem Aberglauben wird noch deutlicher, und die Stimmung am Strand wird als überempfindlich und fiebrig beschrieben.
Quote: Der Erzähler wird selbst gereizt und spricht abfällig von "Mediokriät" und "bürgerlichem Kroppzeug".
Der vierte und vielleicht bedeutendste Konflikt dreht sich um die nackte Tochter am Strand. Hier zeigt sich die öffentliche Moral als Sammelbecken irrationaler Vorurteile, und der Nationalismus wird nicht nur deutlicher, sondern auch gefährlich.
Highlight: Die Eskalation gipfelt in patriotischen Reden, der Berufung auf Recht und Ordnung, und der Bestrafung der "Fremden" (der Erzähler und seine Familie).
Diese Reihe von Konflikten zeigt eine klare Steigerung von Fremdenfeindlichkeit und übersteigertem Patriotismus, begleitet von zunehmendem Irrationalismus und der Ausgrenzung von Körperlichkeit, Liberalität und Individualität. Manns Erzählstil und die sorgfältig konstruierte Figurenkonstellation machen die Novelle zu einem eindringlichen Warnsignal vor den Gefahren des Faschismus.
Interpretation: Die Willensfreiheit der Charaktere scheint im Laufe der Geschichte immer mehr eingeschränkt zu werden, was als Metapher für die Macht totalitärer Systeme verstanden werden kann.