Aufbau und Handlung der Medea des Euripides
Im Prolog offenbart die Amme ihre tiefe Sorge um Medeas seelischen Zustand. Nachdem Jason sie für eine neue Frau verlassen hat, ist Medea am Boden zerstört. Diese Exposition führt uns direkt in das emotionale Zentrum des Dramas ein.
Der 1. Aufzug bringt eine dramatische Wendung: König Kreon verkündet Medeas Verbannung aus Korinth. Mit geschickter Rhetorik gelingt es ihr jedoch, einen Aufschub von einem Tag zu erhandeln – Zeit, die sie für ihren Racheplan nutzen wird.
Im 2. Aufzug eskaliert der Konflikt zwischen Medea und Jason. Er bietet finanzielle Unterstützung an, doch ihre grundlegend unterschiedlichen Bewertungen ihrer gemeinsamen Vergangenheit machen eine Versöhnung unmöglich. Hier wird deutlich, wie tief die Kluft zwischen den einstigen Liebenden geworden ist.
💡 Schlüsselmoment: Der 3. Aufzug mit Aigeus markiert den Wendepunkt. Medea sichert sich Zuflucht in Athen und entwickelt ihren furchterregenden Racheplan – ein strategischer Schachzug, der die Tragödie in Bewegung setzt.
Die Standlieder des Chors begleiten das Drama emotional. Sie reflektieren über die Position der Frauen, warnen vor der Macht der Liebe und reagieren mit Entsetzen auf Medeas Mordpläne. Diese lyrischen Einschübe geben dem Publikum Zeit, die moralischen Dimensionen des Geschehens zu verarbeiten.
In den finalen Aufzügen entfaltet sich Medeas Rache in voller Tragweite: Durch eine List lässt sie vergiftete Kleider überbringen, die Jasons neue Braut und deren Vater Kreon töten. In einem Akt extremer Grausamkeit ermordet sie schließlich sogar ihre eigenen Kinder, um Jason den größtmöglichen Schmerz zuzufügen.