Weitere Beziehungsgeflechte in Korinth
Die Figurenkonstellation in Medea Stimmen ist vielschichtig und von komplexen Motiven geprägt. Jason und Glauke bilden ein ungleiches Paar: Während Glauke in Jason ihren zukünftigen König und Gemahl sieht, empfindet Jason keine tiefe Zuneigung zu ihr und findet ihren "knochigen Körper" sogar unattraktiv.
Medeas Beziehung zu Oistros hingegen ist von echter Zuneigung geprägt. Sie fühlt sich durch seine Liebe "wie neugeboren". Oistros, gemeinsam mit Leukon und Arethusa, bildet Medeas Vertrautenkreis in Korinth. Im Gegensatz zu Jason respektiert Oistros Medeas Willen und unterstützt sie, selbst wenn er anderer Meinung ist – beispielsweise beim Bau einer Trage für den geschwächten Turon.
Die feindliche Allianz aus Agameda, Presbon und Akamas ist durch Hass auf Medea verbunden. Agamedas Groll wurzelt in ihrer Kindheit, als Medea sie nach dem Tod ihrer Mutter aufzog, aber angeblich nicht genug Aufmerksamkeit schenkte. Die sexuellen Beziehungen in dieser Gruppe scheinen rein zweckorientiert und lustgetrieben zu sein, ohne tiefere emotionale Bindung.
Ein weiteres bedeutsames Beziehungsgeflecht bilden Arethusa, Leukon und der Alte. Arethusa liebt beide Männer auf unterschiedliche Weise – den Alten aus Dankbarkeit und Treue, Leukon aus echter Zuneigung. Diese Dreiecksbeziehung endet tragisch mit dem Tod des Alten und später auch Arethusas.
Wichtig: Die Zusammenfassung von Medea Stimmen zeigt, wie Christa Wolf durch die verschiedenen Beziehungskonstellationen gesellschaftliche Machtverhältnisse und Geschlechterrollen kritisch reflektiert. Der Schreibstil von Christa Wolf ist dabei durch psychologische Tiefe und multiperspektivisches Erzählen gekennzeichnet.