Das Interview mit Jugendforscher Ikrath (Teil 1)
Ikraths zentrale These: Die heutige Jugend ist stärker auf ihren "sozialen Nahbereich" fixiert - Familie, Freunde, eigenes Fortkommen stehen im Mittelpunkt. Typische Jugendkulturen wie Punks oder Raver gibt es kaum noch, weil sich niemand mehr klar zu etwas bekennen will.
Das Grundproblem: Jugendlichen fehlt der Optimismus früherer Generationen. Sie glauben nicht mehr an sozialen Aufstieg, sondern kämpfen gegen eine "nach unten fahrende Rolltreppe" - sie bleiben auf der Stelle stehen, statt voranzukommen.
Erfolg und Glück definieren sich heute über Selbstverwirklichung im privaten und beruflichen Leben. Das klingt positiv, führt aber zu narzisstischen Tendenzen: Wer Angst hat, schaut nur auf sich selbst und braucht ständige Bestätigung von außen.
Die größten Ängste sind Abstiegsängste - nicht Krieg oder Naturkatastrophen bereiten Sorgen, sondern die Furcht, den eigenen oder familiären Status nicht halten zu können. Besonders problematisch: das schlechte Image der Lehre und das "akademische Prekariat" mit Bachelor-Abschlüssen.
Diskussionsanstoß: Erkennst du dich und deine Mitschüler in dieser Analyse wieder, oder ist sie zu pessimistisch?