Gotthold Ephraim Lessings Drama "Nathan der Weise" ist ein Schlüsselwerk der deutschen Aufklärung, das die Ideale von religiöser Toleranz und Humanität verkörpert.
Das Werk spielt im Jerusalem des 12. Jahrhunderts und dreht sich um den jüdischen Kaufmann Nathan, der durch seine Weisheit und Menschlichkeit verschiedene Religionen und Kulturen verbindet. Die Themen der religiösen Toleranz, der Vernunft und der Humanität stehen im Mittelpunkt. Besonders deutlich wird dies in der berühmten Ringparabel, die Nathan dem Sultan Saladin erzählt. Die Charakterisierung der Hauptfiguren zeigt eine komplexe Familiengeschichte, die sich im Laufe des Dramas entfaltet. Der Familienstammbaum offenbart am Ende überraschende Verbindungen zwischen den Charakteren: Recha, Nathans Pflegetochter, stellt sich als Tochter eines christlichen Tempelherrn heraus, während der Tempelherr und Recha als Geschwister erkannt werden.
Die Epoche der Aufklärung prägt das Werk maßgeblich durch ihre charakteristischen Merkmale: Vernunftglaube, Toleranzgedanke und die Überwindung religiöser Vorurteile. In den verschiedenen Szenenanalysen wird deutlich, wie Lessing diese Ideale durch die Handlung und die Dialoge vermittelt. Wichtige Motive wie die Ringparabel, das Schachspiel zwischen Nathan und Saladin sowie die wiederkehrenden Symbole von Feuer und Rettung unterstreichen die aufklärerische Botschaft. Der Fragmentenstreit, der sich um die theologischen Schriften Lessings entwickelte, bildet den historischen Kontext des Werkes. Die wichtigen Textstellen zeigen, wie Lessing geschickt religiöse und philosophische Fragen verwebt und dabei die zentrale Botschaft der Menschlichkeit über konfessionelle Grenzen hinweg vermittelt.