Nathan der Weise: Detaillierte Analyse des fünften Aufzugs (Teil 1)
Der fünfte Aufzug von Nathan der Weise zeigt die dramatische Zuspitzung und Auflösung des Konflikts. In den ersten Szenen wird Saladins Charakter deutlich herausgearbeitet. Seine Großzügigkeit und Gutmütigkeit zeigen sich besonders im Umgang mit den Mamelucken, die seine Freigiebigkeit geschickt für sich zu nutzen wissen. Als die lang erwartete Nachricht über die Ankunft des Geldes aus Ägypten eintrifft, belohnt Saladin den Überbringer mehrfach großzügig.
Charakterisierung: Saladin verkörpert das aufklärerische Ideal des weisen und toleranten Herrschers. Seine Großzügigkeit wird manchmal von anderen ausgenutzt, was seine menschliche Seite zeigt.
Eine zentrale Entwicklung vollzieht sich beim Tempelherrn, der eine wichtige innere Wandlung durchmacht. In einem bedeutsamen Monolog erkennt er, dass Nathan, unabhängig von der biologischen Verwandtschaft, Rechas wahrer Vater ist. Er begreift, dass erst Nathans Erziehung und Fürsorge Recha zu dem besonderen Menschen gemacht haben, der sie heute ist. Diese Erkenntnis steht im Zentrum der Nathan der Weise Interpretation und verdeutlicht das zentrale Thema der Aufklärung: wahre Verwandtschaft basiert auf Liebe und Fürsorge, nicht auf Blutsbanden.
Der dramatische Höhepunkt entwickelt sich, als der Tempelherr Nathan gegenübersteht und seine voreilige Anzeige beim Patriarchen gesteht. Seine Reue und das Eingeständnis seiner impulsiven Handlung zeigen seine charakterliche Entwicklung. Nathan reagiert mit bemerkenswerter Weisheit und Verständnis, was die Nathan der Weise Charaktere in ihrer Tiefe zeigt.