Szenenanalyse: 1. Aufzug, 1. Auftritt
Der 1. Auftritt beginnt mit Nathans Rückkehr von einer Geschäftsreise aus Babylon. Daja, die Gesellschafterin seiner Adoptivtochter Recha, empfängt ihn mit den erleichterten Worten: "Gott sei ewig Dank, dass ihr doch endlich einmal wiederkommt." In diesem ersten Gespräch erfährt Nathan die erschütternde Nachricht, dass sein Haus während seiner Abwesenheit gebrannt hat und Recha beinahe ums Leben gekommen wäre.
Das Gespräch lässt sich in vier Dialogphasen einteilen. In der ersten Phase (V.1-18) ist die Stimmung noch entspannt. Die zweite Phase (V.19-86) wird deutlich angespannter, als Nathan vom Brand und der Gefahr für Recha erfährt – hier zeigt sich seine tiefe väterliche Liebe zu seiner Adoptivtochter. In der dritten Phase (V.87-126) hört Nathan, dass ein unbekannter Tempelherr Recha gerettet hat, und er möchte diesen ausfindig machen, um sich zu bedanken. In der letzten Phase (V.127-168) beruhigt sich Nathan wieder und verlangt, Recha sofort zu sehen.
Nathans Reaktion auf die Nachricht vom Brand offenbart seinen Charakter: Zunächst reagiert er gelassen und meint, sie könnten einfach ein neues Haus bauen – ein Hinweis auf seinen Wohlstand. Als er jedoch erfährt, dass Recha in Gefahr war, wird er zutiefst besorgt, was sich in rhetorischen Fragen und Gedankenstrichen im Text widerspiegelt.
Wichtig für Klausuren: Beachte die Charakterisierung Nathans im 1. Auftritt! Seine Reaktionen zeigen ihn als liebevollen Vater, wohlhabenden Kaufmann und besonnenen Menschen – alles Eigenschaften, die für die spätere Entwicklung des Dramas bedeutsam sind.