Charakterisierung Noras und Beurteilung ihrer Handlungsweise
In Henrik Ibsens Drama "Nora oder Ein Puppenheim" steht die Titelfigur Nora Helmer im Mittelpunkt. Sie ist die Ehefrau des Rechtsanwalts Torvald Helmer und Mutter von drei Kindern.
Nora wird zunächst als naive und kindliche Frau dargestellt, die von ihrem Mann wie eine Puppe behandelt wird. Dies spiegelt das Frauenbild des 19. Jahrhunderts wider. Torvald hält Nora für unfähig, mit Geld umzugehen und trifft alle wichtigen Entscheidungen für sie.
Highlight: Noras Hauptmotivation ist es zunächst, die perfekte Ehefrau und Mutter zu sein und ihren Mann glücklich zu machen.
Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich eine komplexere Persönlichkeit. Als Torvald schwer erkrankt, nimmt Nora heimlich einen Kredit auf, um eine lebensrettende Reise nach Italien zu finanzieren. Da Frauen damals keine Kredite aufnehmen durften, fälscht sie die Unterschrift ihres Vaters.
Beispiel: Um den Kredit zurückzuzahlen, spart Nora heimlich Geld an, was Torvald in seinem Glauben bestärkt, sie könne nicht mit Geld umgehen.
Diese Tat zeigt Noras Stärke und Entschlossenheit. Sie ist bereit, große Risiken einzugehen, um ihre Familie zu schützen. Gleichzeitig wird deutlich, wie sehr sie unter den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Zeit leidet.
Als der Betrug auffliegt, erwartet Nora, dass Torvald zu ihr steht. Seine heftige Reaktion und sein Wunsch, den Vorfall zu vertuschen, führen zu Noras Ernüchterung. Sie erkennt, dass ihre Ehe auf Lügen und Oberflächlichkeit basiert.
Zitat: "Ich glaube, dass ich vor allem ein Mensch bin, genauso wie du - oder wenigstens, dass ich versuchen muss, einer zu werden."
In einem dramatischen Finale verlässt Nora ihren Mann und ihre Kinder, um sich selbst zu finden. Diese Entscheidung zeigt ihre neu gewonnene Stärke und ihren Wunsch nach Selbstverwirklichung.
Analyse: Noras Entwicklung von der naiven "Puppe" zur selbstbewussten Frau ist das zentrale Thema des Dramas. Ihre Handlungsweise kann als mutig und notwendig für ihre persönliche Entwicklung gesehen werden, wurde aber zur damaligen Zeit als skandalös empfunden.