Fächer

Fächer

Mehr

Parabelinterpretation: Vor dem Gesetz (Franz Kafka)

31.1.2022

4933

183

Teilen

Speichern

Herunterladen


PARABELINTERPRETATION: VOR DEM GESETZ VON FRANZ KAFKA
Das Gesetz ist ein abstrakte Begriff der oftmals mit Regeln und Begrenzungen und gleic
PARABELINTERPRETATION: VOR DEM GESETZ VON FRANZ KAFKA
Das Gesetz ist ein abstrakte Begriff der oftmals mit Regeln und Begrenzungen und gleic
PARABELINTERPRETATION: VOR DEM GESETZ VON FRANZ KAFKA
Das Gesetz ist ein abstrakte Begriff der oftmals mit Regeln und Begrenzungen und gleic
PARABELINTERPRETATION: VOR DEM GESETZ VON FRANZ KAFKA
Das Gesetz ist ein abstrakte Begriff der oftmals mit Regeln und Begrenzungen und gleic

PARABELINTERPRETATION: VOR DEM GESETZ VON FRANZ KAFKA Das Gesetz ist ein abstrakte Begriff der oftmals mit Regeln und Begrenzungen und gleichzeitig auch mit Gerechtigkeit und Wahrheit in Verbindung gebracht wird. Für viele ist die Bedeutung des Gesetzes individuell definiert, wenn man versucht es sich bildlich vorzustellen. Auch der Schriftsteller Franz Kafka thematisiert es auf eine Art und Weise die uns zum Nachdenken anregt. Vor dem Gesetz ist eine Erzählung von Franz Kafka aus dem Jahr 1914, welche eine lebenslange erfolglose Suche thematisiert. Während der Entstehungszeit verlobte sich Franz Kafka mit Felice Bauer und zog bei seinen Eltern aus um bei seiner Schwester to wohnen. Doch seine Verlobung hielt nur 12 Tage, bis er sie wieder löste. Der Grund dafür lag im mangelnden Verständnis seines Vaters für Kafkas Liebesleben. Ein weiterer drastischer Einschnitt zu dieser Zeit war Kafkas Erkrankung an Lungentuberkulose, die ihm später das Leben nehmen wird. Die Erzählung Kafkas handelt von einem Mann, der auf dem Land lebt und sich von dort auf die Suche begibt, weil er Zutritt zum Gesetz haben möchte. Als der Mann vom Land auf den mächtigeren Türhüter trifft, der den Eingang zum Gesetz bewacht und ihn fragt ob er hineingehen darf, sagt dieser das er ihn jetzt noch nicht hineinlässt. Durch die offene Tür erblickt der Mann vom...

Nichts passendes dabei? Erkunde andere Fachbereiche.

Knowunity ist die #1 unter den Bildungs-Apps in fünf europäischen Ländern

Knowunity ist die #1 unter den Bildungs-Apps in fünf europäischen Ländern

Knowunity wurde bei Apple als "Featured Story" ausgezeichnet und hat die App-Store-Charts in der Kategorie Bildung in Deutschland, Italien, Polen, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich regelmäßig angeführt. Werde noch heute Mitglied bei Knowunity und hilf Millionen von Schüler:innen auf der ganzen Welt.

Ranked #1 Education App

Laden im

Google Play

Laden im

App Store

Immer noch nicht überzeugt? Schau dir an, was andere Schüler:innen sagen...

iOS User

Ich liebe diese App so sehr, ich benutze sie auch täglich. Ich empfehle Knowunity jedem!! Ich bin damit von einer 4 auf eine 1 gekommen :D

Philipp, iOS User

Die App ist sehr einfach und gut gestaltet. Bis jetzt habe ich immer alles gefunden, was ich gesucht habe :D

Lena, iOS Userin

Ich liebe diese App ❤️, ich benutze sie eigentlich immer, wenn ich lerne.

Alternativer Bildtext:

Land das Innere des Gesetzes. Der Türhüter lacht daraufhin über seine Neugier und macht ihm den Vorschlag ohne seine Erlaubnis einzutreten. Gleichzeitig erzählt er aber auch von den immer mächtiger werdenden Türhütern, sie an den Eingängen der anderen Säle im Inneren stehen. Der Mann vom Land hatte nicht erwartet mit solchen Schwierigkeiten konfrontiert zu sein und betrachtet daraufhin den ersten Türhüter eingehend, bis er sich dazu entscheidet vor der Tür zu warten bis er vielleicht später einmal eingelassen wird. Der Türhüter reicht ihm einen Schemel, auf welchem er für die nächste Zeit sitzen und warten kann. In den Jahren die der Mann vom Land auf die Erlaubnis wartet eingelassen zu werden, wird er vom Türhüter verhört ohne dass dieser ein tatsächliches Interesse an seinen Antworten hat. Da er mit seinen Bitten nichts erreichen konnte, unternimmt er den Versuch den Türhüter mit allen wertvollen Dingen seines Besitzes zu bestechen. Der Türhüter nimmt alles an, gewährt dem Mann dennoch nicht den Zutritt. Der Mann vom Land legt seinen gesamten Fokus auf den ersten Türhüter, beobachtet ihn genau und vergisst dass es noch andere Türhüter gibt. Der Mann vom Land hält seinen anfänglichen Eifer für unangebracht und bittet auf kindische Art und Weise die Flöhe im Pelzmantel des Türhüters um Hilfe diesen zu überzeugen ihm Einlass in das Gesetz zu gewähren. Der Mann vom Land erblindet Stück für Stück und nimmt nun den hellen Schein der vom Inneren des Gesetzes zu ihm durchdringt war. Weil er merkt, dass seine Lebenszeit sich dem Ende zuneigt, fragt er den Türhüter warum außer ihm niemand in das Gesetz eingelassen werden wollte, wenn das Gesetz für jeden erstrebenswert ist. Der Türhüter antwortet, dass der Eingang eigens für den Mann bestimmt war und dass dieser nach seinem Tod für immer verschlossen wird. Die Handlung beginnt unvermittelt und ohne Einleitung oder Erläuterung der Vorgeschichte, oder einer Vorstellung der beiden Figuren. Grundsätzlich lässt sich die Erzählung in drei Abschnitte gliedern. Im ersten Abschnitt (vgl.Z.2-29) wird die Situation des Mannes vom Land dargestellt, der aufgrund des Verbotes des Türhüters sein Ziel vorerst nicht erreichen kann in das Gesetz eingelassen zu werden und deshalb beschließt zu warten. Die Hoffnung des Mannes und die mögliche Aussicht eingelassen zu werden sind von zentraler Bedeutung. Im zweiten Abschnitt (vgl.Z.29-55) werden die Geschehnisse während der Zeit des Wartens näher beleuchtet. Die Verhöre des Türhüters und die Bestechungsversuche des Mannes vom Land tragen nicht zur Veränderung der grundlegenden Situation bei und bleiben daher sinnlos und ohne Bedeutung. Die Fixierung auf den ersten Türhüter trägt dazu bei, dass die Situation des Mannes sich nicht verändert. Die anfänglich hoffnungsvolle Grundstimmung wandelt sich daher in Resignation um. Der letzte Abschnitt (vgl.Z.55-79) zeigt des Lebensende des Mannes vom Land. Hier spielen vor allem seine finale Frage und die Antwort des Türhüters eine große Rolle. Die Erzählung endet unvermittelt damit, das der Türhüter den Eingang zum Gesetz für immer verschließt und ohne die Thematisierung des Fortgangs der Handlung. Die vergebliche Hoffnung des Mannes vom Land erweckt den Eindruck einer umsonst erbrachten Anstrengung und damit einhergehender Sinnlosigkeit. Die Haupthandlung der Erzählung beinhaltet das erfolglose Bestreben des Mannes vom Land durch den Türhüter Einlass in das Gesetz zu erhalten. Sie bildet das Zentrum, so dass es keine Nebenhandlungen gibt. Der Mann vom Lande hat trotz seines Lebenswunsches in das Gesetz einzutreten nicht den Mut sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und entgegen des Verbotes einzutreten. Seine fehlende Eigeninitiative verwehrte ihm die Erfüllung seines größten Wunsches. In der Erzählung nimmt der Türhüter gegenüber dem Mann vom Lande eine übergeordnete Stellung ein, dies zeigt sich beispielsweise darin, dass er Macht hat über die Befugnisse des Mannes zu entscheiden (vgl. Z.,36f.). Er vertritt die mahnende Instanz, welche das Begehren der Untergeordneten unterdrückt und an dessen Stelle notwendige und zu befolgende Regeln setzt. Der Türhüter wirkt mächtig und selbstbewusst, da er stattlich gekleidet ist (vgl. Z.23-25), eine aufrechte Haltung einnimmt (vgl. Z.66f.) und die Antworten auf die Fragen des Mannes gibt. Sein Verhalten ist aktiv, er beantwortet Fragen, erklärt und befragt den Mann vom Lande. Im Kontrast dazu steht die Haltung des Mannes vom Lande, welche durchgängig von Demut und Unterlegenheit geprägt ist, da er nie versucht trotz des Verbotes in das Gesetz einzutreten. Beispielhaft hierfür ist seine gebückte Körperhaltung, denn anstatt wie der Türhüter aufrecht zu stehen, sitzt er niedriger auf einem Hocker (vgl.Z.66f.). Die Passivität des Mannes äußert sich zudem darin, dass er die Fragen stellt und auf eine Antwort hoffen muss, der Türhüter bezeichnet ihn deshalb als ,,unersättlich" (Z.70f.). Er ordnet sich dem Türsteher unter und verzichtet darauf in das Gesetz hinein zu gehen (vgl.Z.25ff.). Der Mann vom Lande wird näher mit spezifischen Adjektiven wie ,,ermüdet" (Z.31), ,,rücksichtslos" und „laut" (Z.50), ,,unglücklich [en]" (Z.48) ,kindisch" (Z.51) ,,schwach" (Z.56) ,,unersättlich" (Z.70f.) ,,vergehend[es]" (Z.76), ,,erstarrenden" (Z.65) und häufig passiven, erniedrigenden Verben wie ,,bittet" (Z.3), ,,bückt" (Z.10), ,,warten" (Z.26), ,,niedersetzen" (Z.29), ,,brummt" (Z.50), ,,täuschen“ (Z.58), beschrieben. Charakterisierende Adjektive für den Türhüter sind ,,mächtig" (Z.15) und ,,teilnahmslos[e]" (Z.34), die seine höhere Stellung unterstreichen. Sie verkörpern das Machtkonstrukt eines Übergeordneten der Anweisungen gibt und eines Untergeordneten der diese befolgen muss. Die Aufgabe des Türhüters ist es, den Eingang zum Gesetz zu bewachen, der nur für den Mann bestimmt ist. Das bedeutet, dass sich seine Aufgabe nur auf den Mann vom Lande konzentriert. Gleichzeitig macht sich dein Mann ausschließlich von der Erlaubnis des Türhüters abhängig und ist sein Leben lang auf dessen Entscheidungen angewiesen. Aus diesem Grund besteht zwischen den beiden Figuren ein Abhängigkeitsverhältnis. Der Ort der Handlung bleibt in der Erzählung offen, man erfährt nur, dass sich die Geschehnisse vor dem Eingang zum Gesetz, was als ein Gebäude dargestellt wird abspielen. Der Ort kann symbolisch für ein Ziel oder ein Bestreben stehen, was die Deutungsoffenheit der Erzählung unterstreicht. In der Erzählung gibt es weder Rückblicke noch einen Vorspann, die Handlung wird in einer chronologischen Abfolge wiedergegeben. Diese schlichte Struktur macht das Erzählte leicht verständlich. Der erste Abschnitt ist zeitdeckend verfasst und stellt die Ausgangslage auf diese Weise verständlich vor. Im zweiten Abschnitt findet sich eine zeitraffende Erzählweise, die die Ereignisse zusammengefasst darstellt und so die Abfolge der Handlung beschleunigt. Im letzten Abschnitt wird die Handlung zeitdeckend wiedergegeben um das Lebensende des Mannes und die Bedeutung seiner erfolglosen Suche darzustellen. Das Rätselhafte der Erzählung entsteht durch die offene Raum- und Zeitgestaltung, da sie so vielseitig deutbar ist. Die Erzählung wird aus der Außensicht wiedergegeben, da durch diese Perspektive mehr Raum für die eigene Interpretation des Lesers geboten wird. Der personale Erzähler berichtet auf neutrale Weise, er ermöglicht einen Überblick über das Geschehen, in welches hineingedeutet werden kann. Dabei verzichtet er dennoch nicht darauf das Innenleben der Figuren wiederzugeben (vgl.Z.47ff.), was die Charaktere authentisch und deren Verhalten nachvollziehbar wirken lässt. Die Erzählung ist im Präsens verfasst und zeichnet sich durch einen einfachen, meist parataktischen Satzbau aus, was die Deutungsoffenheit des Textes entstehen lässt. Als der Mann vom Lande im Dialog viele Fragen stellt auf welche der Türhüter Aussagen über alle Regeln und Gesetze trifft findet sich häufig die direkte Rede (vgl. Z.8,13,41,69,70ff.). Der anspruchslose Kommunikationsstil der beiden Figuren regt den Leser zum Nachdenken an, da die Gedanken und Intentionen hinter dem Gespräch offen bleiben. Die Erzählung weißt einen parabolischen Charakter auf, der sich durch die kurze, prägnante Struktur des Textes und einen offenen Anfang und ein offenes Ende bemerkbar macht. Diese Offenheit regt den Leser zum Nachdenken an und versucht ihn durch die Veranschaulichung einer menschlichen Grunderfahrung, der Verfehlung eines Ziels, eines erfolglosen Bestrebens zu belehren. Man ist herausgefordert den Inhalt mit der individuellen Deutung zu verknüpfen. Auch die reduzierte Figurenanzahl auf den staatlichen Türhüter und den einfachen Mann vom Land, die zueinander im Kontrast stehen sind typische Merkmale einer Parabel. Das Thema der Erzählung ist das sinnlose Bestreben ohne fehlende Eigeninitiative seine Ziele und die Erfüllung seiner Sehnsüchte zu erreichen. Bereits der Titel der Parabel gibt Aufschluss über die Grundsituation des Inhaltes, der Situation des Mannes, welcher vor dem Gesetz steht, aber nicht hineingelangen kann. Das Gesetz ist eine Metapher, ein abstrakter Begriff, da man es sich nicht vorstellen kann wird es in Form eines Gebäudes symbolisiert. Es steht für ein glückliches, selbstbestimmtes Leben und die Wertschätzung des Vaters, die sich Kafka wünscht. Im Text wird es mit einem ,,unverlöschlichen", hellen ,,Glanz" (vgl.Z.59f.) beschrieben, der in die Dunkelheit hineinstrahlt. Der Mann vom Lande, der sich unterordnend zeigt steht für Kafka selbst, der sich dem Willen und den Ansichten seines Vaters beugt und ,,entschließt [er] sich [,] doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. "(Z.25ff.). Der Türhüter versinnbildlicht die übermächtige Vaterfigur von Franz Kafka, die ihm, dem Sohn den Eintritt in ein eigenes, selbstständiges Leben mit den Worten ,,Ich bin mächtig." (Z.15) verwehrt. Kafkas ,,Brief an den Vater" gibt Hinweise für die Folgsamkeit des Sohnes, die fehlende Eigeninitiative von Kafka und dessen Mangel an Selbstbewusstsein gemessen an seinem Vater. So wie der Mann vom Lande fühlte Kafka eine Abhängigkeit von seinem Vater und dessen Wertvorstellungen, von denen er sich nicht lösen konnte. In der Parabel schenkt der Türhüter der Mann vom Lande nur eine geringe Aufmerksamkeit, sein Verhalten wird als teilnahmslos (vgl.Z.34) beschrieben, dieses Verhalten lässt sich auch auf die Beziehung zwischen Kafka und seinem Vater beziehen. So wie der Mann sich auf den ersten Türhüter als sein einziges Hindernis das ihn vom Erfolg trennt konzentriert und die anderen, mächtigeren vergisst (vgl.Z.45f.), könnte dies auch bei Kafka der Fall gewesen sein. Er fokussierte sich nur auf die Anerkennung die er von seinem Vater nicht bekam, sodass diese gestörte Beziehung noch weitere Probleme wie seine Beziehungsunfähigkeit und sein mangelndes Selbstwertgefühl verursachte. Auch das Motiv des Wartens und des Verzichts, was in der Parabel aufgegriffen wird, reflektiert das Leben Kafkas, der Jura studierte obwohl ihm ein Germanistikstudium mehr zugesagt hätte. Auch sein Zögern und die fehlende Eigeninitiative in Bezug auf seine Beziehung zu Frauen könnte sich in diesem Motiv widerspiegeln, seine Beziehungsunfähigkeit zeigte sich in der Auflösung der Verlobungen zu Felice Bauer und Julie Wohryzek. Außerdem zeigt sich darin auch die Abhängigkeit und Unterordnung zu seinem Vater der die Beziehung missbilligte. Es ist wichtig zu bemerken, dass Kafka nichts unternahm um sich aus der körperlichen und psychischen Abhängigkeit zu seinem Vater zu lösen, als er die ersehnte Liebe nicht erfuhr verharrte er lebenslang in dieser Situation. Hierzu weißt auch die Parabel Parallelen auf, da der Mann vom Lande aus Furcht nicht fähig ist das Verbot des Türhüters zu brechen und dennoch hineinzutreten. Die Unfähigkeit aus dem Verbot und der Abhängigkeit auszubrechen findet sich in der Parabel, sowie auch in Kafkas Leben. Das Bestreben des Mannes Einlass zum Gesetz zu erhalten könnte auch für die Sehnsucht eines Menschen nach einem erfüllten Leben stehen. Der Mann vom Land kann hierbei für jedes beliebige Individuum stehen, was nach dem Gefühl der Erfüllung und des Glücks strebt. So wie der Mann vom Land keine Anstrengung unterließ und seine wertvollsten Besitztümer zur Bestechung hergab (vgl.Z.39f.) um Zutritt zum Gesetz zu erlangen, versuchen auch viele Menschen mit allen möglichen Mitteln, wie beispielsweise Religion, harter Arbeit oder Wohltätigkeit etc., die innere Zufriedenheit eines glücklichen Lebens zu erlangen. Dabei stößt man als Individuum jedoch auf Hindernisse, wie Perfektionismus, Arbeitsbedingungen etc., die einem den Weg zur Erfüllung der Wünsche und Sehnsüchte versperren, so wie der Türhüter dem Mann vom Land den Zutritt verwehrte. So wie der Mann vom Land seinen ganzen Fokus auf den ersten Türhüter legte und sich nicht mehr auf die weiteren Türhüter und Säle konzentrierte (vgl.Z.45f.), können auch die Menschen angesichts eines Hindernisses den Mut verlieren, resignieren und den Blick für weitere Erfolge und Hindernisse verlieren. Das der Eingang zum Gesetz eigens für den Mann vom Land gedacht war: ,,Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt." (Z.77ff.), zeigt, dass ein erfülltes und zufriedenes Leben für jeden individuell definiert sein muss. In der Parabel sind beide Figuren voneinander abhängig, wobei sich dennoch ein deutlicher Kontrast zwischen dem unterlegen Mann vom Land und dem überlegenen Türhüter zeigt. Die Deutungsoffenheit des Textes entsteht durch die offene Raumgestaltung und die freie Zeitform. Auch die anspruchslose Struktur der chronologischen Handlungsabfolge trägt zum leichten Verständnis des Erzählten bei. Das personale Erzählverhalten bleibt frei von Kommentaren und Wertung, was den Leser zu seiner eigenen Interpretation auffordert. Die Darstellung des Mannes vom Land, der nie die Erfüllung seiner Wünsche erreichte kann vielseitig gedeutet werden und behält einen rätselhaften Charakter. Ich finde die Erzählung Kafkas sehr authentisch, da sein Leiden durch die gestörte Beziehung zu seinem Vater und dem Abhängigkeitsverhältnis gut durch die hoffnungslose und verzweifelte Situation des Mannes vom Lande dargestellt werden. Dieser ist der Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches nahe, der jedoch ein Leben lang unerfüllt bleibt, da es von einem Übergeordneten, seinem Vater verweigert wird. Die erfolglose Suche des Mannes spiegelt das erfolglose Sterben Kafkas nach Anerkennung und Wertschätzung von seinem Vater in effektiver Weise und hilft dem Leser seine Situation besser zu verstehen.