Der historische Hintergrund des Realismus im 19. Jahrhundert war geprägt von tiefgreifenden gesellschaftlichen und technischen Veränderungen. Diese literarische Epoche entwickelte sich als Gegenbewegung zur Romantik und spiegelte die Realität der damaligen Zeit wider.
Der Einfluss der industriellen Revolution auf den Realismus war besonders bedeutsam. Die Mechanisierung der Arbeit, das Aufkommen der Fabriken und die damit verbundenen sozialen Umwälzungen führten zu einer neuen Art des Schreibens. Die Autoren konzentrierten sich auf die genaue Beobachtung und Darstellung der Wirklichkeit, anstatt sich in idealisierten Fantasiewelten zu verlieren. Sie thematisierten die Arbeitsbedingungen der Menschen, die Verstädterung und die sich verändernden sozialen Strukturen.
Die Unterschiede zwischen poetischem und kritischem Realismus zeigen sich besonders in der Art der Darstellung. Während der poetische Realismus noch eine gewisse Verklärung der Wirklichkeit zuließ und versuchte, auch im Alltäglichen das Schöne zu finden, ging der kritische Realismus einen Schritt weiter. Er zeigte die gesellschaftlichen Missstände schonungslos auf und übte oft direkte Kritik an den herrschenden Verhältnissen. Die Autoren des kritischen Realismus sahen ihre Aufgabe darin, soziale Ungerechtigkeiten aufzudecken und zur Diskussion zu stellen. Sie verwendeten dabei eine präzise, sachliche Sprache und verzichteten weitgehend auf ausschmückende Elemente. Diese neue Form der Literatur prägte nicht nur das 19. Jahrhundert, sondern beeinflusst auch heute noch unser Verständnis von realistischer Darstellung in der Literatur.