Die Kurzgeschichte "Sommerhaus, später" von Judith Hermann ist ein bedeutendes Werk der deutschen Gegenwartsliteratur, das die komplexe Beziehung zwischen der Ich-Erzählerin und dem Taxifahrer Stein thematisiert.
Die Geschichte spielt in der Berliner Kunstszene der 1990er Jahre und gehört zur Epoche der Postmoderne. Im Zentrum steht die Beziehung zwischen der namenlosen Ich-Erzählerin und dem rätselhaften Stein, der ein verlassenes Sommerhaus kauft und der Erzählerin verspricht, es gemeinsam zu renovieren. Die Charakterisierung der Hauptfiguren zeigt einen deutlichen Kontrast: Während Stein als rastloser, unberechenbarer Charakter dargestellt wird, erscheint die Ich-Erzählerin als passive Beobachterin ihrer eigenen Geschichte. Die sprachlichen Mittel sind geprägt von einer nüchternen, distanzierten Erzählweise und fragmentarischen Strukturen.
Zentrale Symbole im Text sind das titelgebende Sommerhaus als Symbol für eine ungewisse Zukunft und das "später" als Ausdruck der Aufschubmentalität der Generation. Die Themen umfassen die Unfähigkeit zu verbindlichen Beziehungen, die Orientierungslosigkeit der jungen Generation und die Sehnsucht nach Authentizität. Das offene Ende der Geschichte, bei dem das Sommerhaus abbrennt, verstärkt die Interpretation der gescheiterten Zukunftsperspektiven. Judith Hermann, die auch durch Werke wie "Daheim" bekannt wurde, schafft mit dieser Erzählung ein präzises Porträt ihrer Generation und deren Lebensgefühl. Die Analyse der Beziehung zwischen den Protagonisten offenbart die Schwierigkeit, echte Nähe zuzulassen und verbindliche Entscheidungen zu treffen.