Kontroverse Standpunkte zur gendergerechten Sprache
Die Debatte um gendergerechte Sprache wird durch gegensätzliche Positionen geprägt. Peter Eisenberg vertritt in seinem Werk "Wenn das Genus mit dem Sexus" (2018) die Ansicht, dass das generische Maskulinum als geschlechtsneutrale Bezeichnung von Personen fungiert, ohne Bezug auf ein spezifisches Geschlecht zu nehmen. Er argumentiert, dass keine Wechselbeziehung zwischen Genus und Sexus in der deutschen Sprache besteht.
Definition: Das generische Maskulinum bezeichnet die Verwendung männlicher Formen zur geschlechtsneutralen Benennung von Personen.
Eisenberg warnt davor, dass das Bemühen um geschlechtergerechte Sprache nicht zu einer Missachtung sprachlicher und grammatischer Normen führen dürfe. Seine Schlussfolgerung lautet, dass gendergerechte Sprache problematisch sei, da sie etablierte sprachliche Regeln missachte und angesichts des vorhandenen generischen Maskulinums als geschlechtsneutrale Form unnötig sei.
Nele Pollatschek kritisiert ebenfalls die gendergerechte Sprache und argumentiert, dass sie zu einer Überbetonung des Geschlechts führe und dadurch paradoxerweise die Diskriminierung verstärken könne. Sie verweist auf die Möglichkeit eines historischen Bedeutungswandels sprachlicher Formen, wie es beispielsweise im Englischen der Fall war.
Als möglichen Kompromiss schlägt Helmuth Feilke das Konzept des "flexiblen Genderns" vor. Dieser Ansatz legt den Schwerpunkt auf eine adäquate Adressierung und Markierung gemischtgeschlechtlicher Gruppen, während in anderen Kontexten eine flexible Anwendung je nach Situation empfohlen wird.
Vocabulary: Flexibles Gendern bezeichnet einen Ansatz, bei dem gendergerechte Sprache situativ und kontextabhängig eingesetzt wird.
Dieter E. Zimmer betont in seinem Beitrag "Alles eine Sache des Geschmacks? Von wegen!" die Beschleunigung des Sprachwandels seit 1970 und die daraus resultierende Verunsicherung bei den Sprechern. Er plädiert für die Notwendigkeit von Kriterien zur Beurteilung von "gutem" Deutsch und nennt dabei drei Hauptaspekte:
- Sprachrichtigkeit: Die Übereinstimmung der sprachlichen Äußerung mit den als deskriptiv verstandenen Normen der Grammatiken und Wörterbücher.
- Angemessenheit: Die Funktionalität innerhalb der konkreten Kommunikationssituation, was er als "Sprachbewusstsein" bezeichnet.
- Elaboriertheit: Der Ausdruck von Individualität und Differenzierungsmöglichkeiten in der Sprache.
Highlight: Die Debatte um gendergerechte Sprache spiegelt einen größeren Diskurs über Sprachwandel und die Kriterien für "gutes" Deutsch wider.