Kognitivismus Spracherwerb nach Piaget
Der Kognitivismus als Spracherwerbstheorie, maßgeblich geprägt durch Jean Piaget, stellt eine bedeutende Perspektive in der Entwicklungspsychologie dar. Diese Theorie betrachtet den Spracherwerb als integralen Bestandteil der kognitiven Entwicklung eines Kindes.
Definition: Der Kognitivismus Spracherwerb nach Piaget basiert auf der Annahme, dass die Sprachentwicklung einem intellektuellen Reifeprozess folgt und eng mit der allgemeinen kognitiven Entwicklung verknüpft ist.
Zentrale Aspekte dieser Theorie sind:
-
Allzweckgeist statt Sprachorgan: Piaget geht davon aus, dass kein spezifisches Sprachorgan existiert. Stattdessen erwirbt ein allgemeiner kognitiver Apparat die Sprache als Teil seiner Funktionen.
-
Dingkonstanz als Voraussetzung: Eine wichtige Grundlage für den Spracherwerb ist das Konzept der Dingkonstanz.
Example: Ein Kind muss verstehen, dass Objekte auch dann existieren, wenn sie nicht sichtbar sind, bevor es anfangen kann, Wörter mit Bedeutungen zu verknüpfen.
-
Entwicklung von Denkstrukturen: Piaget betont, dass bestimmte Denkstrukturen sich entwickeln müssen, bevor das Kind zu sprechen beginnt.
-
Interaktion von Kognition und Umwelt: Der Spracherwerb wird als Ergebnis der Wechselwirkung zwischen der Denkfähigkeit des Kindes und seiner Umwelt verstanden.
Highlight: Ein Kerngedanke des Kognitivismus Spracherwerb ist, dass die Sprachentwicklung der kognitiven Entwicklung folgt und nicht umgekehrt.
Die genetische Grundlage des Spracherwerbs wird im Kognitivismus differenziert betrachtet:
Vocabulary: Nativismus Spracherwerb - Im Gegensatz zum Nativismus, der von einem angeborenen Spracherwerbsmechanismus ausgeht, sieht der Kognitivismus die allgemeinen Prinzipien der menschlichen Kognition und deren Reifung als genetisch vorgegeben an.
Der Prozess des Spracherwerbs nach Piaget umfasst mehrere Stufen:
- Entwicklung der Dingkonstanz
- Verknüpfung von Begriffen mit Gegenständen
- Entwicklung von Symbolfunktionen (ab 18 Monaten)
- Erwerb von Konzepten für Präpositionen und Adjektive
- Verinnerlichung von Erhaltungsbegriffen (ab dem siebten Lebensjahr)
- Fähigkeit zur sinnerhaltenden Satzumstellung
- Verständnis als Voraussetzung für sprachlichen Ausdruck
Quote: "Wenn das Kind nicht etwas sagen kann, dann liegt es daran, dass es den Sinn davon nicht versteht - nicht, weil es zu schwer für das Kind ist!"
Diese Theorie bietet einige interessante Argumente, hat aber auch Kritikpunkte:
- Kinder können Wörter nachahmen, ohne deren genaue Bedeutung zu kennen.
- Soziale und emotionale Faktoren werden in dieser Theorie vernachlässigt.
- Die Annahme einer begrenzten Verarbeitungskapazität, die dem Sprachstand entspricht, wird kritisch gesehen.
Highlight: Der Kognitivismus Spracherwerb nach Piaget bietet eine umfassende Erklärung für die Sprachentwicklung, die eng mit der kognitiven Entwicklung verknüpft ist, vernachlässigt jedoch möglicherweise wichtige soziale und emotionale Aspekte des Spracherwerbs.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Kognitivismus Spracherwerb nach Piaget einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der kindlichen Sprachentwicklung leistet, indem er die kognitive Komponente in den Vordergrund stellt. Er bildet damit einen Gegenpol zu anderen Theorien wie dem Behaviorismus Spracherwerb oder dem Interaktionismus Spracherwerb, die andere Aspekte des Spracherwerbs betonen.