Étienne Bonnot de Condillac und seine Sprachursprungstheorie
Étienne Bonnot de Condillac, geboren 1714 in Grenoble, war ein bedeutender französischer Philosoph und Erkenntnistheoretiker der Aufklärung. Seine Sprachursprungstheorie bietet einen interessanten Kontrast zu den Ansichten von Süßmilch und Herder.
Condillac argumentierte, dass sich die menschliche Sprache ohne göttlichen Einfluss entwickelt habe. Er sah den Ursprung der Sprache in Gesten und Schreien, die durch Erfahrung und Wiederholung verfeinert wurden.
Highlight: Condillac betonte die natürliche Entwicklung der Sprache aus primitiven Kommunikationsformen.
Um seine Theorie zu veranschaulichen, präsentierte Condillac ein Gedankenexperiment:
Zwei Säuglinge, die nach einer Sintflut in der Wüste aufwachsen, ohne jemals Kontakt zu anderen Menschen gehabt zu haben, würden zunächst instinktiv mit Gesten und Naturlauten kommunizieren. Durch Wiederholung und Erfahrung würden diese primitiven Ausdrucksformen allmählich zu einer komplexeren Sprache entwickelt.
Example: Die Kinder könnten zunächst bei Angst oder Schmerz instinktiv um Hilfe rufen. Mit der Zeit würden sie lernen, diese Laute gezielt einzusetzen.
Condillac beschrieb den Übergang von Gesten zur Lautsprache als natürlichen Prozess, bei dem akustische Signale aufgrund ihrer Komplexität und einfacheren Übermittlung bevorzugt wurden.
Vocabulary: Lautsprache - Eine Form der Kommunikation, die auf der Produktion und Wahrnehmung von Sprachlauten basiert.
Im Gegensatz zu Herder sah Condillac keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen menschlicher und tierischer Sprache. Er schrieb dem Menschen tierische Triebe und Instinkte zu, während Herder Menschen und Tiere als fundamental verschieden betrachtete.
Diese unterschiedlichen Ansätze von Condillac und Herder zeigen die Vielfalt der Sprachursprungstheorien im 18. Jahrhundert und ihre Bedeutung für das Verständnis von Mensch, Kultur und Gesellschaft.