Lessings Drama "Emilia Galotti" spiegelt zentrale Themen der Aufklärung in Lessings Emilia Galotti wider und zeigt den gesellschaftlichen Umbruch des 18. Jahrhunderts.
Die Analyse des bürgerlichen Tugendideals steht im Mittelpunkt des Werks. Die Hauptfigur Emilia verkörpert die bürgerlichen Werte wie Tugend, Moral und Vernunft. Ihre strenge Erziehung durch den Vater Odoardo prägt ihr Verhalten und ihre Wertevorstellungen. Das Bürgertum wird als moralisch überlegen dargestellt, während der Adel durch den Prinzen von Guastalla als lasterhaft und triebgesteuert charakterisiert wird.
Der Konflikt zwischen Adel und Bürgertum im Drama manifestiert sich besonders in der Beziehung zwischen dem Prinzen und Emilia. Der Prinz missbraucht seine Machtposition, um sich Emilia zu nähern, was den fundamentalen Gegensatz zwischen adeliger Willkür und bürgerlichem Rechtsempfinden verdeutlicht. Die tragische Entwicklung des Dramas zeigt die Ausweglosigkeit dieses Konflikts: Emilia sieht in ihrem Tod den einzigen Weg, ihre Tugend zu bewahren. Lessing kritisiert damit die absolutistische Herrschaftsform und plädiert für eine aufgeklärte Gesellschaftsordnung, in der nicht Stand und Herkunft, sondern Vernunft und moralisches Handeln den Wert eines Menschen bestimmen. Das Drama verdeutlicht auch die Grenzen der Aufklärung, da die Vernunft allein nicht ausreicht, um die gesellschaftlichen Missstände zu überwinden. Die Figuren bleiben in ihren jeweiligen Denk- und Handlungsmustern gefangen, was letztlich zur Katastrophe führt. Durch die Darstellung dieser Konflikte gelingt es Lessing, ein komplexes Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit zu zeichnen und gleichzeitig zeitlose Fragen nach Macht, Moral und menschlicher Freiheit aufzuwerfen.