Analyse der Szene 1.6 in "Maria Stuart"
In der Exposition Maria Stuart (1. Aufzug, 6. Auftritt) findet die erste Begegnung zwischen Maria Stuart und Mortimer statt – eine Schlüsselszene für den weiteren Dramenverlauf. Die gefangene schottische Königin trifft auf den jungen Mann, der sich ihr als heimlicher Verbündeter zu erkennen gibt, während er nach außen vorgibt, auf Elisabeths Seite zu stehen.
Die Charakterisierung von Mortimer in Maria Stuart zeigt ihn als frisch konvertierten Katholiken, der von seiner neuen Religion schwärmt und Maria regelrecht verehrt. In seinem ausführlichen Monolog beschreibt er, wie er trotz seiner protestantischen Erziehung den Katholizismus entdeckte und dadurch eine Art spirituelle Wiedergeburt erlebte. Die Sprache in Maria Stuart ist bildreich und metaphorisch, wenn Mortimer etwa vom "frischen Lebensteppich" spricht oder davon, wie sich "frei auf einmal der Geist fühlte".
Maria reagiert emotional auf Mortimers Bekehrungsgeschichte. Ihre Sehnsucht nach Freiheit und ihrer Religion wird deutlich, wenn sie kurz aus ihrer sonst gefassten Haltung ausbricht. Am Ende des Ausschnitts zeigt sich ihre tiefe Überzeugung in einem emotionalen Ausruf, in dem sie Mortimers Bekehrung als Weg zum "ew'gen Heil" bezeichnet.
Tipp für die Dramenanalyse: Achte besonders auf die sprachlichen Bilder in diesem Abschnitt! Die Metaphern verdeutlichen die religiöse Begeisterung und schaffen eine wichtige Grundlage für das Verständnis der Figuren und ihrer Motive.
Die Szene bildet einen wichtigen Teil des Dramendreiecks in Maria Stuart, da sie die Verbindung zwischen Maria und Mortimer etabliert und erste Hinweise auf kommende Intrigen liefert. Für die Interpretation von Maria Stuart ist entscheidend, dass hier bereits der religiöse Konflikt als zentrale Thematik des Dramas aufgezeigt wird.