II. Aufzug: Entwicklung und Steigerung
Der zweite Aufzug von Nathan der Weise entwickelt die Handlung weiter und lässt erste Vermutungen über verwandtschaftliche Zusammenhänge aufkommen.
Die ersten Szenen spielen im Palast des Sultans Saladin. Im Gespräch mit seiner Schwester Sittah wird Saladins tolerante Haltung gegenüber Christen deutlich, was einen Kontrast zu den vorherrschenden Vorurteilen der Zeit bildet.
Charakterisierung Saladin Nathan der Weise: Saladin wird als aufgeklärter, toleranter Herrscher dargestellt, der nicht alle Christen verurteilt.
Ein zentrales Thema ist Saladins Geldmangel. Sittah entwickelt einen Plan, um an Nathans Vermögen zu kommen, ohne Gewalt anzuwenden. Dies führt die Handlungsstränge zusammen.
In den folgenden Szenen kommt es zur ersten Begegnung zwischen Nathan und dem Tempelherrn. Trotz anfänglicher Vorurteile des Tempelherrn gegenüber Juden entwickelt sich ein tiefgründiges Gespräch über Religion und Menschlichkeit.
Zitat: "Der große Mann braucht überall viel Boden; Und mehrere, zu nah gepflanzt, zerschlagen Sich nur die Äste."
Nathan zeigt sich beeindruckt von der Einsicht des Tempelherrn, dass sich niemand sein Volk selbst aussucht. Diese Szene ist zentral für die Interpretation des Stücks, da sie die Überwindung religiöser Vorurteile thematisiert.
Highlight: Die sich anbahnende Freundschaft zwischen Nathan und dem Tempelherrn ist fundamental für die Aussage des Dramas über religiöse Toleranz.
Der Aufzug endet mit der Warnung Al-Hafis an Nathan vor Saladins Geldproblemen. Dies bereitet den Boden für die berühmte Ringparabel im dritten Aufzug.
Die Szenenanalyse des zweiten Aufzugs zeigt, wie Lessing die Charaktere weiterentwickelt und die Verbindungen zwischen den Vertretern der drei Religionen herstellt. Die sprachlichen Mittel sind geprägt von philosophischen Dialogen und Reflexionen über Vorurteile und Menschlichkeit.