Nathan der Weise: Detaillierte Analyse des ersten Aufzugs
Der erste Aufzug von Nathan der Weise führt geschickt alle wichtigen Themenkomplexe und Hauptfiguren ein. Die Handlung beginnt mit Nathans Rückkehr nach Jerusalem, wo er von seiner Dienerin Daja erfährt, dass sein Haus während seiner Abwesenheit gebrannt hat und seine Adoptivtochter Recha von einem Tempelherrn gerettet wurde.
Definition: Die Exposition im ersten Aufzug dient der Einführung der zentralen Konflikte: religiöse Toleranz, Vorurteile und die Frage nach wahrer Menschlichkeit.
Im ersten Erziehungsdialog zwischen Nathan und Recha zeigt sich bereits Lessings aufklärerische Botschaft. Nathan versucht, Recha von ihrer schwärmerischen Vorstellung abzubringen, der Tempelherr sei ein Engel gewesen. Stattdessen betont er die Bedeutung vernunftgeleiteten Handelns - ein zentrales Motiv des Werkes.
Die Figur des Al-Hafi, der als Schatzmeister beim Sultan Saladin arbeitet, führt den finanziellen Aspekt der Handlung ein. Durch ihn erfahren wir von Saladins prekärer Finanzlage, die später noch bedeutsam wird. Besonders interessant ist die Schachmetapher, die Lessings verwendet, um die komplexen Beziehungen zwischen den Charakteren zu verdeutlichen.
Highlight: Die religiösen Spannungen zwischen Judentum, Christentum und Islam werden bereits im ersten Aufzug deutlich, besonders durch die anfängliche Ablehnung des Tempelherrn, das Haus eines Juden zu betreten.