Goethes "Die Leiden des jungen Werther" ist ein wegweisendes Werk der deutschen Literatur, das die Geschichte einer tragischen Liebesbeziehung erzählt und die emotionale Tiefe menschlicher Gefühle erforscht.
Der Roman, der in der Epoche des Sturm und Drang entstanden ist, folgt dem jungen Werther durch seine Briefe, in denen er seine intensive Liebe zu der bereits verlobten Lotte beschreibt. Das Thema der unerfüllten Liebe wird durch Werthers empfindsame Naturbetrachtungen und seine zunehmende emotionale Verzweiflung deutlich dargestellt. In seinem berühmten Brief vom 10. Mai zeigt sich Werthers schwärmerische Naturverbundenheit besonders deutlich - die Natur wird zum Spiegel seiner Seelenzustände.
Der fundamentale Konflikt zwischen Werther und Albert verdeutlicht den Gegensatz zwischen Gefühl und Vernunft. Während Albert rational und gesellschaftskonform handelt, lässt sich Werther von seinen Emotionen leiten. Wie sieht Werther die Natur? Für ihn ist sie ein lebendiger Organismus, der seine Gefühlswelt widerspiegelt und verstärkt. Seine Naturbetrachtungen werden im Laufe des Romans immer düsterer, parallel zu seiner wachsenden Verzweiflung. Die Interpretation des Romans zeigt, wie Goethe die Grenzen zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlichen Zwängen auslotet. Der letzte Brief vor Werthers Selbstmord offenbart die vollständige emotionale Zerrüttung des Protagonisten. Die Szenenanalyse verschiedener Briefe, besonders des Briefs vom 3. November und des Briefs vom 18. August, zeigt die schrittweise Entwicklung von Werthers Leiden bis zu seinem tragischen Ende.