Die Bedeutung der Walpurgisnacht in Goethes Faust
Die Walpurgisnacht nimmt in Goethes "Faust" eine zentrale Stellung ein. Mit über 1.500 Versen ist dieser Szenenkomplex besonders umfangreich, was seine Bedeutung für das Gesamtwerk unterstreicht. Die Walpurgisnacht dient als idealer Schauplatz für die Verdichtung der zwei zentralen Wetten des Dramas:
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Die Wette zwischen Mephisto und Gott: Mephisto behauptet, der Mensch sei "tierischer als jedes Tier" und reduziert ihn auf seine Triebe. Faust steht dabei stellvertretend für den Menschen, der nach Höherem strebt, aber irren kann.
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Die Wette zwischen Mephisto und Faust: Es geht um den Augenblick des höchsten Glücks.
Highlight: Die Walpurgisnacht bietet Mephisto die ultimative Gelegenheit, Faust zu versuchen und somit beide Wetten zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Goethe wählt die Walpurgisnacht bewusst als Kulisse für diese entscheidende Szene. Das jährliche Treffen der Hexen wird als rauschendes Fest der Sinnlichkeit dargestellt und steht symbolisch für Sexualität und Erotik. Zudem werden Satan und Mammon (Gold und Geld) erwähnt, was die ultimative Versuchung durch Sexualität und materielle Güter verdeutlicht.
Quote: "Satan und Mammon" (Vers 3915) - Diese Kombination steht für die größten Versuchungen des Menschen.
Die Walpurgisnacht ermöglicht es Goethe auch, sich künstlerisch mit dem Thema Sexualität auseinanderzusetzen. Er greift dabei auf heidnische Traditionen zum Frühlingsanfang zurück und kritisiert gleichzeitig die Verteufelung dieser Elemente durch das christliche Denken.
Vocabulary: Walpurgisnacht Rituale - In Goethes Darstellung werden traditionelle Hexenrituale mit Elementen der Sexualität und Verführung verbunden.
Die Walpurgisnacht in "Faust" bietet somit die Möglichkeit, einen ganzen Themenkomplex im nicht-menschlichen Bereich anzusprechen: Sexualität, Begehren, Leidenschaft und Trieb werden in einer derben Verherrlichung dargestellt, die Ausschweifungen, Sünde und Verführungen einschließt.