Wilhelm Meisters Lehrjahre ist einer der bedeutendsten Bildungsromane der Weimarer Klassik, geschrieben von Johann Wolfgang von Goethe.
Der Roman folgt der Entwicklung des jungen Wilhelm Meister, der aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammt und gegen den Willen seines Vaters eine Theaterlaufbahn einschlägt. Die Zeit der Handlung erstreckt sich über mehrere Jahre im späten 18. Jahrhundert, wobei die Geschichte hauptsächlich in verschiedenen deutschen Städten und auf Adelssitzen spielt. Die Turmgesellschaft, eine geheimnisvolle Gruppe von Mentoren, begleitet Wilhelms Entwicklung und führt ihn schließlich zu seiner wahren Bestimmung.
Besonders bemerkenswert sind die vielschichtigen Figuren, die Wilhelm auf seiner Reise begegnet: die geheimnisvolle Mignon, der melancholische Harfner, die schöne Schauspielerin Mariane und die adlige Natalie. Die erzählperspektive wechselt zwischen einem auktorialen Erzähler und persönlichen Briefen oder Tagebucheinträgen. Im Verlauf der Geschichte durchläuft Wilhelm verschiedene Lebensstationen, die in den acht Büchern des Romans detailliert beschrieben werden. Der Lehrbrief, den Wilhelm von der Turmgesellschaft erhält, markiert einen wichtigen Wendepunkt in seiner Entwicklung. Die Fortsetzung Wilhelm Meisters Wanderjahre führt die Geschichte weiter und enthält bedeutende Zitate zur Lebenskunst und Bildung. Das berühmte Gedicht "Wer nie sein Brot mit Tränen aß" wird im Roman vom Harfner vorgetragen und symbolisiert die tiefe menschliche Erfahrung von Leid und Erkenntnis.
Der Roman ist charakteristisch für die Epoche der Weimarer Klassik und vereint Bildungsideal, Humanität und künstlerische Vollendung. Besonders das Buch 3 Kapitel 10 zeigt exemplarisch Goethes meisterhafte Verknüpfung von Handlung und philosophischer Reflexion. Die Zusammenfassung der einzelnen Kapitel offenbart eine sorgfältig konstruierte Entwicklungsgeschichte, die bis heute als Musterbeispiel des deutschen Bildungsromans gilt.