Seite 1: Einführung und Kritik an der Whorf-Hypothese
Dieter E. Zimmer beginnt seinen Text "Wiedersehen mit Whorf" mit einer kritischen Betrachtung der Sapir-Whorf-Hypothese. Er stellt fest, dass diese Hypothese in der Linguistik nicht gut aufgenommen wurde und präsentiert sofort seine Gegenposition: Sprachen unterscheiden sich nicht willkürlich voneinander.
Zimmer argumentiert, dass alle Sprachen auf einem gemeinsamen "genetischen Programm" basieren, was eine grundlegende Übersetzbarkeit zwischen ihnen ermöglicht. Er widerspricht damit der strengen Interpretation der Sapir-Whorf-Hypothese, die von einer starken sprachlichen Relativität ausgeht.
Highlight: Zimmer betont, dass sich Sprachen zwar in ihrer Differenzierung unterscheiden können, aber nicht in ihrer grundlegenden Klassifizierung der Welt.
Der Autor greift das berühmte Beispiel von Whorf über die vielen Schnee-Wörter der Inuit auf und widerlegt es. Er argumentiert, dass die Anzahl der Wörter für Schnee nicht von der Sprache, sondern vom Bedarf der Sprecher abhängt.
Example: Ein Europäer könnte ebenso viele differenzierte Begriffe für Schnee entwickeln, wenn er sich intensiv damit beschäftigt.
Zimmer führt aus, dass die Sapir-Whorf-Hypothese in einem sehr eingeschränkten Sinne richtig sei. Er erkennt an, dass abstrakte Begriffe und kulturelle Bedeutungsnuancen oft schwer übersetzbar sind, was auf die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe zurückzuführen ist.
Definition: Linguistisches Relativitätsprinzip: Die Idee, dass verschiedene Grammatiken oder Sprachsysteme zu einer veränderten Wirklichkeitswahrnehmung führen.
Zimmer argumentiert, dass Sprache das Denken zwar erleichtert, aber nicht bestimmt. Er vertritt die Ansicht, dass Denken auch ohne Sprache möglich ist und dass alle Sprachen zu ähnlichem Denken führen.